Der Kapitalmarkt mag positive Überraschungen, und die Aktionäre von Teamviewer sind in dieser Hinsicht nicht verwöhnt. Entsprechend schnellte der Aktienkurs am Mittwoch um mehr als 10% nach oben, als der Göppinger Fernwartungsspezialist per Ad-hoc-Mitteilung verkündete, die Umsatzprognose übertroffen zu haben. Was in der Mitteilung allerdings unerwähnt blieb: Erst Anfang November, bei Vorlage der Zahlen zum dritten Quartal, hatte Teamviewer die Umsatzerwartung „konkretisiert“, wie es im Quartalsbericht hieß. Dies entpuppte sich als wohlwollende Formulierung dafür, dass die Erwartungen auf den unteren Rand der vorherigen Prognose eingedampft wurden. Aus einem angepeilten Umsatzwachstum auf 660 bis 685 Mill. Euro Umsatz wurde ein deutlich engerer Korridor von 662 bis 668 Mill. Euro.

Dank dieser um einige Stufen tiefer gelegten Latte konnte Teamviewer jetzt eine positive Botschaft an den Kapitalmarkt senden: Schließlich erwartet man nun einen Umsatz von 671 Mill. Euro, ein währungsbereinigtes Plus von 9%. Das ist zwar gemessen am ursprünglichen Ziel eher mittelgut, aber die zuletzt gültige Prognose ist übertroffen.

Wenig glücklich erscheint die Formulierung, mit der die Göppinger ihr besseres Abschneiden begründen: In den letzten Wochen des Jahres habe es noch einige große Vertragsabschlüsse gegeben, was zu „unerwartet“ starken Billings geführt habe, heißt es aus dem Konzern. Auch wenn das in diesem Fall eine positive Nachricht ist, trägt die Wortwahl wenig dazu bei, das Vertrauen in die Prognosefähigkeit zu steigern. Was unerwartet kommt, war offenkundig nicht Bestandteil der Szenarioplanung.

Nun ist es unbestritten, dass sich Rahmenbedingungen ändern können und Prognosen dann angepasst werden müssen. Allerdings ist das Übertreffen einer zuvor nach unten eingegrenzten Annahme aus Sicht der Investoren kein Grund für überbordende Euphorie. Das Kursplus dürfte eher ein Ausdruck der Erleichterung sein, mit einem weniger harten Dämpfer davongekommen zu sein.