KommentarJapanische Verbrenner-Allianz

Toyota als technologischer Geisterfahrer

Toyota setzt auch in Zukunft auf Verbrennungsmotoren. Der jüngste Rekordgewinn sollte indes nicht als Beleg für die Erfolgschancen der Strategie gelten.

Toyota als technologischer Geisterfahrer

Toyota

Technologischer Geisterfahrer

Von Sebastian Schmid

Der japanische Autobauer Toyota schmiedet eine Verbrenner-Allianz mit Subaru und Mazda. Ziel ist die Entwicklung einer neuen hybriden Motorenfamilie, deren Verbrenner-Aggregat kleiner und verbrauchsärmer als heutige Generationen ist. Allein die Schlagzeile dürfte manchem Kritiker der Elektrifizierungsstrategie deutscher Autokonzerne als Bestätigung dienen. Insbesondere, nachdem sich der Elektroauto-Hochlauf in Europa zuletzt verlangsamt hat und Mittelfristziele kassiert wurden. Doch nur weil die Japaner eine andere Fahrtrichtung wählen, macht das die hiesigen Hersteller noch nicht zu Geisterfahrern.

Klammern wie am letzten Strohhalm

Blickt man nüchtern auf die Daten, wird klar, warum sich Toyota an die Zukunft des Verbrenners klammert wie an den sprichwörtlichen letzten Strohhalm. In kaum einem Automarkt schreitet die Elektrifizierung so langsam voran wie im japanischen. Gerade einmal 92.105 elektrifizierte Autos wurden im Land der aufgehenden Sonne 2023 ausgeliefert. Zum Vergleich: Im kleineren deutschen Markt waren es bereits mehr als eine halbe Million, in den USA mehr als eine Million und in China mehr als fünf Millionen. Der Heimatmarkt von Toyota ist also bislang noch überhaupt nicht auf den Elektro-Zug aufgesprungen. Weltweit war nur etwa jeder hundertste verkaufte Toyota 2023 batterieelektrisch.

Das liegt auch daran, dass der Hersteller lange auf eine kommerzielle Nutzung der Wasserstofftechnologie gesetzt hat. Nun hat Wasserstoff fraglos eine Zukunft. Aber wann der Energieträger in ausreichendem Umfang produziert werden kann, um neben Kraftwerken, Nutzfahrzeugen, Luftfahrt und Schifffahrt auch noch Pkws anzutreiben, steht in den Sternen. Ebenso fraglich ist, ob die Brennstoffzellen-Autos dann auch wirtschaftlicher betrieben werden können als etwa batterieelektrische.

Aktueller Erfolg kann trügerisch sein

Letztere haben sich in China bereits im Massenmarkt durchgesetzt. Die japanischen Hersteller sind dort indes chancenlos. Toyota kam 2023 auf knapp 8% Marktanteil, Tendenz stark fallend. Dass der weltgrößte Autobauer im vergangenen Geschäftsjahr dank hoher Verbrenner-Nachfrage einen Rekordgewinn verzeichnet hat, dürfte die Japaner in ihrer Strategie bestärkt haben. Doch ein aktueller Erfolg kann trügerisch sein, wie ein Blick in die Geschichte anderer Märkte zeigt. Der Blackberry-Hersteller Research in Motion (RIM) kam 2011 auf einen Rekordumsatz von 20 Mrd. Dollar. Doch die Smartphones entwickelten sich so schnell weiter, dass der Blackberry bald „out“ war. Vier Jahre später lag der Umsatz von RIM nur noch bei gut 3,3 Mrd. Dollar.

Toyota setzt auch in Zukunft auf Verbrenner. Der jüngste Rekordgewinn sollte indes nicht als Beleg für die Erfolgschancen der Strategie gelten.

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