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Übertriebene Ängste auf dem Weltmarkt

Der Preis für Arabica-Kaffee ist auf ein Allzeithoch geklettert. Die Ängste am Markt wegen einer möglicherweise sehr schlechten Ernte in Brasilien könnten aber übertrieben sein.

Übertriebene Ängste auf dem Weltmarkt

Kaffeemarkt

Übertriebene Ängste

Von Dieter Kuckelkorn

So teuer war der hochwertige Kaffee der Sorte Arabica noch nie: In der Spitze mussten am Dienstag an der Intercontinental Exchange 3,4835 Dollar je Pfund für das koffeinhaltige Genussmittel entrichtet werden. Dabei schoss die Notierung am Dienstag um fast 5% nach oben, ein Hinweis darauf, dass sich die Marktteilnehmer ernsthafte Sorgen um das Angebot machen. Im bisherigen Jahresverlauf hatten die Nachfrager bereits einen Preisanstieg von rund 80% zu verkraften.

Ausgeprägte Dürre

Diesmal ist es eine ausgeprägte Dürreperiode im wichtigsten Produzentenland Brasilien, die die Erntemenge drücken dürfte. Der Kaffeehändler Volcafe geht jetzt davon aus, dass es in Brasilien, das etwa 50% zur weltweiten Arabica-Menge beiträgt, in der Ernteperiode 2025/26 nur 34,4 Millionen Säcke Kaffee zu je 60 Kilogramm geben wird. Gegenüber den ursprünglichen Erwartungen ist das immerhin eine Reduzierung um 11 Millionen Säcke. Laut Volcafe dürfte es damit zu einem weltweiten Defizit von 8,5 Millionen Säcken kommen.

Für die Misere machen viele Marktteilnehmer den Klimawandel verantwortlich, der dafür sorge, dass es schon seit 2021 auf dem Markt für brasilianischen Arabica-Kaffee eine Unterversorgung gebe. Seither habe es keine gute Ernte mehr gegeben, die auf über 50 Millionen Säcke gekommen wäre.

Höhere Schätzungen

Allerdings wird am Markt auch argumentiert, dass Volcafe die Lage zu stark dramatisieren könnte. So geht der Marktbeobachter TRS für 2025/26 von einer brasilianischen Arabica-Ernte von immerhin 43 Millionen Säcken aus, nach einer Kürzung der Prognose um lediglich 2 Millionen Säcke. Außerdem rechnet das US-Landwirtschaftsministerium für die vietnamesische Ernte von preisgünstigerem Robusta-Kaffee mit einer Erholung in der aktuellen Saison 2024/25 auf 29 Millionen Säcke. Und TRS geht für den gesamten weltweiten Kaffeemarkt in der Saison 2025/26 von einem Überschuss von 7,5 Millionen Säcken aus. Es ist daher gut denkbar, dass sich das Marktsentiment wieder beruhigt und die Kaffeepreise wieder nachgeben.

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