Ukraine-Krieg verschärft Hungerkrise
ast
Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine Ende Februar ist die weltweite Ernährungskrise in der Politik vieler Länder auf der Agenda weiter nach oben gerückt. Tatsache ist: Die Ukraine und Russland gehören zu den größten Agrarproduzenten weltweit. Im Gegensatz zu anderen großen Produzenten wie Indien, das einen Großteil der Lebensmittel selbst verbraucht, exportieren die beiden Kriegsländer besonders viel in alle Welt. Daher stellt der Krieg ein enormes Risiko für die globale Ernährungssicherheit und den weltweiten Nahrungsmittelhandel dar. Bis Ende August hatte der Krieg bereits ein Viertel des weltweiten Getreidehandels zerstört. Laut der UN-Wirtschaftskommission für Europa (UNECE) steht damit der internationale Handel von Agrarprodukten im Wert von 1,8 Bill. Dollar auf dem Spiel.
Blockierte Häfen, Exportstopps und die gegen Russland verhängten Sanktionen haben die Preise für viele Grundnahrungsmittel in die Höhe schnellen lassen. Weizen beispielsweise, der wie andere Rohstoffe an Börsen gehandelt wird, verbuchte zwischenzeitlich Preissteigerungen von gut 60% gegenüber dem letzten Tag vor Kriegsausbruch. Auch Energie und Düngemittel wurden in den vergangenen sieben Monaten drastisch teurer. 50 Länder, die bislang auf Weizenlieferungen aus Russland und der Ukraine angewiesen sind – darunter Bangladesch, Ägypten, Iran und die Türkei – suchen nach wie vor nach alternativen und bezahlbaren Bezugsquellen.
Richtig ist aber auch, dass die Ernährungssicherheit nicht nur aufgrund dieses verheerenden Kriegs bedroht ist, sondern systemische Fehler aufdeckt, die seit Jahrzehnten bekannt sind, aber nicht behoben werden. Der Krieg in der Ukraine hat die Lage nun in eine Katastrophe verwandelt. „Hunger ist zum Flächenbrand geworden“, sagt WFP-Deutschlandchef Martin Frick. „Klimaextreme in Indien, Pakistan und am Horn von Afrika haben ihr Übriges getan, so dass wir nun feststellen müssen: Wir stehen vor einer Hungerkrise.“