Kommentar Spin-off der Roboter

„Value Creation“ nach ABB-Art

ABB will die traditionsreiche Robotik-Division abspalten und separat an die Börse bringen. Die Division liegt auf der Formkurve weit im Rückstand. Das allein sollte aber kein Grund für eine Abspaltung sein.

„Value Creation“ nach ABB-Art

ABB will das Roboter-Geschäft abspalten. Das passt in die Strategie, die der damalige CEO Björn Rosengren nach dem Verkauf der für den Konzern prägenden Stromübertragungssparte vor sechs Jahren eingeführt hat und die von seinem Nachfolger Morten Wierod weitergeführt wird: Die Schweizer Zentrale führt den fast vollständig dezentralisierten Elektrotechnikkonzern wie eine Portfoliogesellschaft. Pech für die Roboter. Sie können seit einigen Jahren in puncto Rentabilität und Wachstum nicht mehr mit den übrigen Geschäftsbereichen mithalten und müssen sich nun allein behaupten. ABB nennt das „Value Creation“. Für die ABB-Aktionäre mag mindestens kurzfristig ein Mehrwert entstehen. Für Robotics kann die Abspaltung aber auch zum Problem werden. Immerhin kommt die Division, deren Ursprung in die frühen 1970er Jahren nach Schweden führt, gerade in den Genuss eines umfangreichen Investitionsprogramms, mit dem ABB seit 2018 die Produktions- und Entwicklungseinheiten in China, USA und vor allem in Schweden für 450 Mill. Dollar ausbaut und erneuert.

Spin-off der Roboter

„Value Creation“ nach ABB-Art

So positiv diese Kur für das Unternehmen auch ist, aus eigener Kraft hätte es den Akt nie und nimmer vollbringen können. Der Technologiewandel in der Automobilindustrie und andere Faktoren haben Robotics in den vergangenen Jahren arg zurückgeworfen. Die Division schrieb zeitweise rote Zahlen und kann jetzt wieder eine Profitmarge im knapp zweistelligen Prozentbereich vorweisen. Für einen sicheren Start in die Selbständigkeit ist das zu wenig. Manche ABB-Aktionäre werden denken, dass das nicht mehr ihr Problem sein wird, wenn sie die Robotics-Aktien dereinst verkauft und die nette Sachdividende versilbert haben. Doch sie könnten sich täuschen. Schon in der jüngeren ABB-Geschichte findet man gute Argumente, weshalb der Verbund verschiedener Geschäfte mit unterschiedlichen Zyklen in einem Konzern Sinn ergeben kann. So war die aktuelle Supersparte Elektrifizierung 2019 noch ein Sorgenkind, während Robotics die besten Wachstumsperspektiven genoss.

Von Dani Zulauf
BZ+
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