KommentarRechtsruck in Frankreich

Verunsicherte Bondinvestoren

Der Rechtsruck in Frankreich verunsichert Investoren. Das zeigt sich an ausgeweiteten Spreads. Aber von Panik ist der Markt weit entfernt.

Verunsicherte Bondinvestoren

Frankreich

Verunsicherte
Bondinvestoren

Von Kai Johannsen

Seit der Europawahl ist im Bereich der Euro-Staatsanleihen eine erhöhte Volatilität zu beobachten, und zwar insbesondere bei den französischen Staatsanleihen (Obligations assimilables du Trésor, OAT). Sie weisen im Vergleich zu den Bundesanleihen eine sprunghafte Ausweitung des Spreads auf, etwa in dem viel beachteten zehnjährigen Laufzeitensegment. Lag der Spread zwischen Bunds und OAT am 7. Juni, also dem letzten Handelstag vor der Wahl, noch bei 49 Basispunkten (BP), ging es im Nachgang zur Wahl bis auf 82 BP am 14. Juni herauf. Seitdem hat sich die Situation aber wieder ein wenig beruhigt und die Spreads handeln wieder auf etwas engeren Levels, aktuell sind es um die 73 BP.

Der Grund für die Spread-Ausweitung ist in dem Rechtsruck in Frankreich zu suchen und der damit einhergehenden Verunsicherung der Investoren. Kommt es bei den nun angesetzten Neuwahlen in Frankreich zu einer weiteren Verstärkung der rechten politischen Kräfte, könnte das ein Risiko für die Haushaltskonsolidierung Frankreichs bedeuten, meint etwa die Ratingagentur Moody’s. Es könnte zu einem vorübergehenden Stillstand kommen, weder Haushaltskonsolidierung noch Strukturreformen könnten in Frankreich angegangen werden. Und das ist nicht gerade dazu geeignet, Investoren zu Engagements in Frankreich zu bewegen – weder direkt in der Realwirtschaft noch an den Finanzmärkten.

Allerdings muss man auch konstatieren, dass die Situation auf den Bondmärkten zwar von Spread-Ausweitungen, aber nicht von Panik gekennzeichnet ist. Das lässt sich auch daran ablesen, dass sich die Spreads schon wieder von ihren zuvor gesehenen Höchstständen abgesetzt haben. Zu einer erneuten Spread-Ausweitung bei den französischen Staatspapieren könnte es aber kommen, wenn die Rechtspopulistin Marine Le Pen mit ihrem Rassemblement National bei den Wahlen einen erheblichen Zulauf der Wähler bekommen sollte. Dann kann der Spread durchaus in Richtung von 100 BP oder auch darüber hinaus gehen. Und gleichzeitig würde die Nachfrage der Anleger nach sicheren und liquiden Papieren, d.h. Bundestiteln, nochmals hochgehen.

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