„Währungshüter“ im Wahlkampf
rec
Sie haben es wieder getan: Wie auf Bestellung liefern die Notenbanker in der Türkei Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan die nächste Zinssenkung – und ein Versprechen auf mehr gleich mit. Dass dadurch die gebeutelte Lira abschmiert: geschenkt. Und die Inflation ist eh längst außer Kontrolle. Das ist ein plumper Versuch von Wahlkampfhilfe – denn Erdogans Kalkül ist einzig und allein die Wiederwahl im Juni. Dass es den Wahlkampfhelfern, Pardon, „Währungshütern“, und der Regierung an Einfallsreichtum mangeln würde, kann man ihnen hingegen nicht vorwerfen. Mit sanftem Zwang drängen sie Sparer von Dollar- in Lirakonten, strafen Unternehmern für hohe Devisenbestände ab, spannen Banken am Devisenmarkt ein. Alles nur, um nicht vor der absurd hohen Inflation kapitulieren zu müssen. Auf gewisse Weise klappt das sogar, auch weil die Zentralbank im Ausland neue Devisenquellen anzapft. Investoren und Unternehmer mit Türkei-Geschäft sollten sich allerdings im Klaren sein, dass die nächste Währungskrise so nur eine Frage der Zeit ist.