Weckruf für die Notenbanken
BITCOIN
Tabubrecher Tschechien
Von Björn Godenrath
Da hat der tschechische Notenbankchef Aleš Michl aber mal einen rausgehauen. Er wolle ein paar Milliarden dafür verwenden, um eine Bitcoin-Reserve aufzubauen, erzählte der seit fünf Jahren der Prager Zentralbank vorstehende Michl der „Financial Times“. Auf der Sitzung am Donnerstag werde er dem Gremium einen Plan vorlegen, wie die Reserve zu diversifizieren sei. Geplant ist, dass rund 5% der bislang umgerechnet 140 Mrd. Euro in Bitcoin gehen.
Kein Euro-Land, mehr Beinfreiheit
Dabei ist diese Reserve mit einem Anteil von 20% in Aktien sowieso schon anders strukturiert, als üblich bei Notenbanken – was auch daran liegt, dass Michl kein gewöhnlicher Notenbanker ist. Mit einer Vergangenheit als Fondsmanager ist er eine Ausnahme in der Position, die meist über Parteiproporz besetzt wird. Und da die Tschechen Nein sagten zum Euro, braucht er auch auf EU-Ebene keine Rücksicht zu nehmen – was für Beinfreiheit sorgt, um etwas durchzuziehen, was in der EZB (noch) nicht konsensfähig ist.
Nicht beirren lassen
Und Michl tut gut daran, sich nicht beirren zu lassen, wirkt die Sichtweise von Protagonisten wie Bundesbank-Chef Joachim Nagel, Bitcoin mit der Tulpenspekulation gleichzusetzen, doch ein wenig antiquiert. Man muss ja nicht gleich „all in“ gehen – aber so zu tun, als ob Bitcoin substanzlos wäre, ist genau das.
Donald Trump macht es vor
Rückenwind erhält Michl aus den USA, wo Donald Trump angewiesen hat, die Bildung einer Reserve aus einem Portfolio von Kryptowährungen zu prüfen. Dass der US-Präsident nicht Bitcoin-only favorisiert, überraschte, aber Trump ist über World Liberty Financial gut in Altcoins investiert, was sich in der Maßnahme spiegelt. Will man die Krypto-Reserve durchziehen, müssen die Anlagerichtlinien der Federal Reserve erweitert werden.
Auf kleiner Flamme
Für Bundesbank und EZB sollte Tschechiens Vorstoß ein Weckruf sein, sich beim Thema Bitcoin-Reserve aufgeschlossener zu zeigen und es unvoreingenommen zu prüfen. Man kann ja auf kleiner Flamme kochen. Nur sollte der Bitcoin einmal auf 500.000 Dollar steigen, dann steht man dumm da, wenn andere Notenbanken üppige Buchgewinne zeigen.