Notiert inWashington

Wer hat die Fitness für das Weiße Haus?

Nach Angaben ihres Arztes erfüllt Kamala Harris alle gesundheitlichen Voraussetzungen, um das Amt des US-Präsidenten wahrzunehmen. Bei dem Republikaner Donald Trump haben Wähler hingegen Zweifel.

Wer hat die Fitness für das Weiße Haus?

Notiert in Washington

Wer hat die Fitness für das Oval Office?

So viel ist über die physische und geistige Verfassung der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris bekannt: Nach Angaben ihres Leibarztes Joshua R. Simmons ist ihr Gesundheitszustand „ausgezeichnet“. Zwar leidet sie unter ein paar Allergien und hat gelegentlich Hautausschläge. Allesamt harmlose Beschwerden, die Harris seit Jahren fest im Griff hat. Die zentrale Aussage des ärztlichen Attests, das die Spitzenkandidatin nun zu Wahlkampfzwecken einsetzt: Harris „besitzt die physische und mentale Resilienz, die notwendig sind, um effektiv die Aufgaben eines Präsidenten wahrzunehmen“.

Seit Juli streiten die Vizepräsidentin und ihr republikanischer Gegner Donald Trump über die Migrantenkrise, die Inflation, Klimawandel sowie die Kriege in der Ukraine und Nahost. Auch über Trumps Charakter, den zuletzt Ex-Präsident Barack Obama als Grund zur Disqualifikation bezeichnete. Jetzt aber hat Harris eine neue Waffe entdeckt. Sie will mit dem ärztlichen Brief das Scheinwerferlicht auf den Kontrast zwischen ihrer Gesundheit und der ihres republikanischen Gegners lenken. 

Das könnte in der Schlussphase des Wahlkampfs Wirkung zeigen. Bemerkenswert ist nämlich, dass der 45. Präsident seit seinem Ausscheiden aus dem Amt sich hartnäckig weigert, die Ergebnisse seines jährlichen Gesundheitschecks zu veröffentlichen. Das weckt bei vielen Wählern Misstrauen. Die Skepsis begann, als Trumps früherer Arzt Ronny Jackson ihm 2017 bescheinigte, „der gesündeste Präsident in der Geschichte zu sein“. Trump könnte theoretisch „200 Jahre alt werden“, schrieb Jackson, der heute Texas im Repräsentantenhaus vertritt. Trump belohnte den Arzt mit der Nominierung für einen Kabinettsposten. Diese scheiterte aber später an Jacksons privaten Entgleisungen.

Das ärztliche Attest verwundert umso mehr, als Trump, der sich offenkundig ungesund ernährt, schon damals 110 Kilo auf die Waage brachte und sich damit im Versicherungsjargon an der Grenze zu „morbidem Übergewicht“ bewegte. Nun kursieren aber neue Gerüchte, die sich um seine Geheimnistuerei ranken. Als Jackson feststellte, dass der Koronarkalkwert des 45. Präsidenten seit 2009 von 34 auf 133 gestiegen war, sagten Mediziner, dass dies auf eine Herzkrankheit hindeute. Dieser Zustand könnte sich in der Zwischenzeit verschlechtert haben, glauben Demokraten. 

Auch zweifelt Harris an Trumps geistiger Kompetenz. Sie weist auf seine wirren Vorträge bei Wahlkampfveranstaltungen hin und erinnert daran, dass er fast 80 Jahre alt ist. So verwechselt er Länder, die Namen von Politikern und meinte sogar, dass die Wahl am 5. Januar stattfinden würde. Der gesundheitliche Kontrast könnte sich auch im Wahlausgang niederschlagen. Immerhin ergaben neue Umfragen, dass 54% der US-Bürger die Vizepräsidentin als fit für das Weiße Haus einstufen. Nur ein Drittel von ihnen bescheinigt Trump dieselbe Eignung für die mächtigste Position im Lande.           

Von Peter De Thier
BZ+
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