Wettrüsten zwischen Banken und Automatensprengern
Geldautomaten
Erste Erfolge
im Wettrüsten
Von Tobias Fischer
Es ist ein regelrechtes Wettrüsten, das sich in den vergangenen Jahren zwischen Banken und Geldautomaten-Sprengern entsponnen hat. Anfangs leiteten die Täter noch Gasgemische in die Automaten ein, die sie entzündeten, um an die Geldkassetten zu gelangen. Die Banken antworteten mit Gassensoren und Versiegelungen der Geräte. Die Gegenseite verlagerte sich fortan auf die Nutzung von Festsprengstoffen mit höherer Sprengkraft, was nicht nur die Filialen, sondern auch angrenzende Gebäude noch mehr in Mitleidenschaft zieht und ihre Bewohner zunehmend in Gefahr bringt. Banken reagieren mit massiveren Geldautomaten, manche lassen sie gar auf Parkplätzen und Freiflächen in einer Art Bunker aus Stahlbeton einbauen, die bis zu 30 Tonnen auf die Waage bringen.
Härtere Strafen
Keine Pressekonferenz, kein Gespräch mit Retail-Bankern vergeht, in denen das Thema nicht aufs Tapet kommt. Auch die Politik hat sich des Problems angenommen. Die Bundesregierung bringt härtere Strafen gegen Automatensprenger auf den Weg, wie sie am Mittwoch verkündete. Das ist angebracht, gehen die Täter doch rücksichtslos vor und bringen Leib und Leben nicht nur von Anwohnern und Wachleuten der Filialen in Gefahr, sondern mit ihren oft halsbrecherischen Fluchtmanövern auch von Polizisten und gänzlich unbeteiligten Verkehrsteilnehmern. So war im November der erste Tote zu beklagen, als ein Fluchtfahrzeug auf der Autobahn in entgegengesetzter Fahrtrichtung mit einem Kleintransporter kollidierte, dessen Beifahrer bald darauf verstarb.
Investitionen zeigen Wirkung
Eine härtere Gangart ist also geboten, bleibt aber nur ein Mosaikstein im Wettrüsten, zu dem bankseitig auch z.B. Banknotenfärbesysteme oder Vernebelung zählen. Hohe Investitionen in Schutzsysteme und die Kooperation mit Strafverfolgern scheinen erste Wirkung zu zeigen, weisen Zahlen vollendeter und versuchter Sprengungen doch nun tendenziell nach unten. In NRW etwa kam das im ersten Halbjahr 18-mal vor, im Vorjahreszeitraum 88-mal. Die beste Abschreckung ist, wenn es sich für Täter schlicht nicht mehr lohnt, zu Raubzügen aufzubrechen.