Wie Blackrock in die Private Markets drängt
Im Blickfeld: Private Markets
Blackrock drängt in private Kapitalmärkte
Milliardenschwere M&A-Deals und Kooperationen: Wie der weltgrößte Vermögensverwalter die Private Markets aufrollt
Von Philipp Habdank, Frankfurt
Blackrock ist der größte und damit mächtigste Vermögensverwalter der Welt. 221 Mrd. Dollar: So hoch waren die Nettozuflüsse der Amerikaner dieses Jahr allein im dritten Quartal – ein neuer Rekord für den Fondsriesen mit 11,5 Bill. Dollar an verwaltetem Kapital, der dieses Jahr sein 25-jähriges Börsenjubiläum feiert. In diesem Vierteljahrhundert hat Blackrock immer wieder Megatrends ausgemacht, in diese kräftig investiert und davon finanziell profitiert. „Im Laufe unserer Geschichte haben wir nie davor zurückgeschreckt, im Sinne unserer Kunden große Wetten einzugehen“, sagte CEO Larry Fink im Oktober in einer Schalte mit Analysten anlässlich der jüngsten Quartalszahlen von Blackrock.
Keine Scheu vor Investments
Aufgegangen ist die Wette auf den Boom der börsennotierten Indexfonds (ETFs). Die nächste hält der Vermögensverwalter auf die privaten Kapitalmärkte. Dahinter verbergen sich vor allem die fünf alternativen Anlageklassen Private Equity, Venture Capital, Private Credit, Immobilien und Infrastruktur. Ein Marktsegment, das nach der Finanzkrise im Zuge des jahrelangen Niedrigzinsumfelds weltweit rasant gewachsen ist und dem Datenanbieter Pitchbook zufolge bis Ende 2028 auf 20 Bill. Dollar anschwellen soll. Wie bereits beim Aufbau der Investment- und Risikomanagementplattform Aladdin oder auch der Erschließung neuer Märkte durch ETFs, würde Blackrock jetzt Investitionen tätigen, um seinen Kunden die Private Markets besser zugänglich zu machen, so Fink.
Blackrock übernahm Kreos Capital
Dafür nimmt Blackrock ordentlich Geld in die Hand, unter anderem für Zukäufe. Bereits 2019 übernahm der Assetmanager für 1,3 Mrd. Dollar den französischen Software-Anbieter eFront. Im vergangenen Jahr schluckte Blackrock für kolportierte 250 Mill. Dollar den in London ansässigen Private-Debt-Anbieter Kreos Capital, um das bestehende Kreditgeschäft auszubauen.
Kreos ist ein Spezialist für Wachstumskapital und gilt in Europa als einer der Pioniere für Venture Debt – reicht also Fremdkapital an junge Unternehmen aus, damit deren Gründer die nächste Eigenkapitalfinanzierungsrunde länger hinauszögern können. 1998 gegründet, hatte Kreos zum Zeitpunkt der Übernahme nach eigener Aussage mit seinem 45-köpfigen Team mehr als 750 Transaktionen mit einem Gesamtvolumen von rund 5,2 Mrd. Euro finanziert.
Mega-Deal mit Global Infrastructure Partners
In diesem Jahr folgte der ungleich größere Wurf im Infrastrukturbereich. Für 12,5 Mrd. Dollar kaufte Blackrock Global Infrastructure Partners (GIP) und schloss die Übernahme Anfang Oktober ab. Durch den Deal steigt Blackrock weltweit zu einem der größten Infrastrukturinvestoren auf und spielt damit in einer Liga mit Macquarie oder Brookfield.
Blackrocks Finanzchef Martin Small sagte im Rahmen der jüngsten Quartalszahlen, dass mit Abschluss der Übernahme 116 Mrd. Dollar an verwaltetem Vermögen zufließen würden. „Wir erwarten, dass von GIP im vierten Quartal schätzungsweise 250 Mill. Dollar an Management Fees hinzukommen“, sagt Small. Wenn er an 2025 denke, würde er von rund 1 Mrd. Dollar ausgehen, so der Finanzchef.
Gerüchte über HPS-Übernahme
Nicht kommentieren möchte Blackrock hingegen die Gerüchte über einen potenziellen Milliardendeal im Bereich Private Credit. Dem Assetmanager wird nachgesagt, dass er zum Interessentenkreis zähle, der sich für eine Übernahme von HPS Investment Partners interessiert. Der US-amerikanische Kreditfonds bereitet derzeit einen Börsengang vor, prüft parallel aber auch einen Verkauf. Bei einem Börsengang könnte HPS mit mindestens 10 Mrd. Dollar bewertet werden. Sollte HPS stattdessen an Blackrock gehen, dürfte das vermutlich ein ähnlich großer Deal werden, wie zuletzt Global Infrastructure Partners.
Einen anderen Milliardendeal will Blackrock noch in diesem Jahr offiziell abschließen: die Übernahme des auf die privaten Märkte spezialisierten Datenanbieters Preqin, den sich Blackrock rund 3,2 Mrd. Dollar kosten lässt. Preqin soll, wie zuvor auch schon eFront, an Aladdin angedockt werden. Aladdin gilt als das Herz von Blackrock und ist eine Art Betriebssystem für Vermögensverwalter. Durch die Übernahmen des Software-Anbieters eFront und des Datenanbieters Preqin bastelt Blackrock weiter an seinem Private-Markets-Ökosystem.
Blackrock kooperiert mit Partners Group
Um die eigene Private Markets Franchise auszubauen, setzt Blackrock aber nicht nur auf teure Zukäufe, sondern auch auf Kooperationen. Ein aktuelles Beispiel dafür ist der Schulterschluss mit der Partners Group. Mitte September gaben die beiden Vermögensverwalter bekannt, gemeinsam eine Multi-Private-Markets-Model-Lösung für Privatanleger auf den Markt bringen zu wollen. Blackrock-CFO Small zufolge werde das den Private-Markets-Zugang für Wealth Manager revolutionieren. Eine wichtige Rolle dabei spielt Preqin. „Informationen über Kapital sind fast so wichtig geworden wie das Kapital an sich“, sagt Small.
Wenn es Blackrock gelänge, durch die Kombination von Preqin, Aladdin und eFront eine Plattform zu bauen, die für Anleger die Transparenz in den privaten Märkten erhöhe, dann könne CEO Fink zufolge die Idee der Vermischung von öffentlichen und privaten Märkten Realität werden. Die privaten Kapitalmärkte würde Fink dann nicht mehr als alternative Anlageklasse zu den traditionellen, liquiden Märkten kennzeichnen. Sie seien dann einfach ein Teil des Marktes, auf dem institutionelle Investoren handeln.
Partnerschaft zwischen Blackrock und Microsoft
Fink verwies zudem auf die neuen Partnerschaften mit dem Software-Riesen Microsoft und der von den Vereinigten Arabischen Emiraten gestützten Investmentgesellschaft MGX. Über das Projekt sollen insgesamt 100 Mrd. Dollar für den Bau von KI-Rechenzentren und Energieanlagen mobilisiert werden. 30 Mrd. Dollar wollen die Parteien dabei für einen Infrastrukturfonds einwerben. Die restlichen Mittel könnten über Fremdkapital kommen. „Die Mobilisierung von privatem Kapital für den Aufbau von KI-Infrastrukturen wie Rechenzentren und Energieversorgung wird langfristige Investitionsmöglichkeiten in Multi-Milliarden-Höhe eröffnen“, so Blackrock-Chef Fink.
Für das weitere Wachstum der Private Markets Franchise sei Blackrock aber nicht auf Zukäufe angewiesen, wie das Führungsduo betonte. „Wir brauchen keine Fusionen und Übernahmen, um unsere organischen Wachstumsziele zu erreichen“, sagte Small und verwies auf die bestehende 170 Mrd. Dollar schwere Infrastruktur- und die 85 Mrd. Dollar große Private-Credit-Plattform.
Um den finanziellen Hebel der Private-Market-Geschäfte zu begreifen, lohnt ein Blick in die Quartalszahlen. Zwar entfallen auf die sogenannten Alternative Assets – die privaten Märkte sind ein wesentlicher Teil davon – nur 3% der kompletten 11,5 Bill. Dollar an verwaltetem Vermögen. Doch diese 3% – auch das sind immerhin 345 Mrd. Dollar – bringen Blackrock 11% ihrer Gebühreneinnahmen. Keine andere Anlageklasse verfügt über einen vergleichbaren Hebel. Der Private-Marktes-Hunger von Blackrock dürfte damit noch längst nicht gestillt sein.