Zeit für eine Zinspause der EZB
EZB
Zeit für eine Zinspause
Von Martin Pirkl
Nach vier Zinssenkungen in Folge sollte fürs Erste Schluss sein. Denn die Inflationsrisiken steigen – nicht zuletzt wegen des Politikwechsels in Berlin.
In den vergangenen Monaten war die Arbeit für die EZB relativ einfach. Der Einlagensatz war gemessen am Inflationsausblick deutlich zu hoch. Ergo mussten mehrere Zinssenkungen her. Nach der Lockerung um 25 Basispunkte am Donnerstag sieht die Lage beim nächsten Zinsentscheid jedoch anders aus.
Das liegt längst nicht nur daran, dass der Einlagensatz inzwischen schon so weit gefallen ist, dass der EZB-Rat seine Stellungnahme nun angepasst hat. „Die Geldpolitik wird spürbar weniger restriktiv“, heißt es jetzt dort. Vor allem haben die Inflationsrisiken jüngst zugenommen, was die ebenfalls am Donnerstag veröffentlichten Projektionen der EZB jedoch trotz Anpassung nach oben – wegen höherer Energiepreise – nicht abbilden. Denn diese Projektionen wurden Ende Februar erstellt.
Hohe Staatsausgaben heizen Inflation an
Das ist zwar noch nicht lange her, doch seitdem ist in diesen volatilen Zeiten viel passiert. Union und SPD haben sich auf ein unerwartet großes Finanzierungspaket geeinigt, um das Militär aufzurüsten und massiv in die Infrastruktur zu investieren. Auch andere EU-Länder werden ihre Verteidigungsausgaben aufstocken, um zu kompensieren, dass die USA als verlässlicher Partner Europas weggefallen sind.
So richtig es ist, angesichts der Bedrohungslage sowie des massiven Investitionsbedarfs in Deutschland mehr Geld in die Hand zu nehmen, folgenlos für den Inflationsausblick ist das nicht. Bereits jetzt gibt es im Bausektor einen Arbeitskräftemangel, der sich durch den demografischen Wandel weiter verschärft. Nun wird auch noch eine sehr hohe Nachfrage auf ein limitiertes Angebot treffen. Die Folge dürften steigende Löhne und höhere Baukosten sein. Das verstärkt den Inflationsdruck. Hinzu kommt, dass die Investitionen hoffentlich einen positiven Konjunkturimpuls auslösen. Eine besser laufende Wirtschaft erhöht jedoch auch den Spielraum für Preiserhöhungen.
Inflationsrisiko Donald Trump
Und dann nehmen die Inflationsrisiken auch noch durch den drohenden Zollkonflikt mit den USA zu. Die genauen Folgen für die Euro-Inflation sind aktuell kaum vorhersehbar.
In dieser Gemengelage sollte die EZB im April eine Zinspause einlegen und abwarten, wie sich die Lage entwickelt. Sie hat auch nicht viel zu verlieren. Selbst wenn die Inflation dadurch am Ende zeitweise leicht unter 2% fallen sollte, wäre das kein Beinbruch. Angesichts der viel zu hohen Teuerung der vergangenen Jahre würde das den Verbrauchern sehr guttun.