Private Equity

Zum Deal verdammt

Ein Schlaglicht auf den nicht enden wollenden Hunger der Beteiligungsgesellschaften nach Unternehmensakquisitionszielen wirft der Eigentümerwechsel bei Europas größtem Waggonvermieter VTG.

Zum Deal verdammt

Die Kassen der Finanzinvestoren sind noch immer übervoll mit billionenschweren Kapitalzusagen ihrer institutionellen Investoren, die in der 14 Jahre andauernden Niedrigzinsära verzweifelt nach Rendite abseits der Börsen suchten. Die Private-Equity-Häuser sind zum Deal verdammt. Das gilt selbst in Zeiten steigender Zinsen, die das Kalkül der stark schulden­finanzierten Transaktionen zumindest stören. Ein Schlaglicht auf den nicht enden wollenden Hunger der Beteiligungsgesellschaften nach Unternehmensakquisitionszielen wirft jetzt der Eigentümerwechsel bei Europas größtem Waggonvermieter VTG. Als Morgan Stanley Infrastructure Partners, der Infra­strukturfonds der Investmentbank, das Schienenlogistikunternehmen aus Hamburg 2016 in drei Schritten mehrheitlich erwarb und von der Börse nahm, zahlte der Finanzinvestor das Neunfache vom operativen Gewinn (Ebitda).

Jetzt ist das New Yorker Pri­vate-Equity-Haus Global Infra­structure Partners bereit, das 15-Fache vom Ebitda für VTG auf den Tisch zu legen. Mit einer Bewertung von 7 Mrd. Euro inklusive 3 Mrd. Euro Schulden handelt es sich um den größten Deal dieser Art in Deutschland im Zinswendejahr 2022. Zwischen Kauf und Verkauf ist bei VTG außer dem Verkauf von Randaktivitäten und der Erhöhung der Verschuldung nicht viel passiert – allerdings druckten die Notenbanken in dieser Zeit seit 2016 viel frisches Geld, das nach Anlage sucht und diese findet.

Auf der Konferenz „Super­return“ in Berlin, dem alljährlichen Stelldichein der Private-Equity-Investoren aus aller Welt, schimpfte im November 2021 Scott Kleinman, Co-President des Branchenriesen Apollo, dass die rekordtiefen Zinssätze einen „kollektiven Wahnzustand“ bei Unternehmensbewertungen verursachten. „Nahezu Nullzinsen“ führten dazu, dass die Bewertungsmultiplikatoren „unglaublich dramatisch“ ansteigen. In 20 Jahren werde man fragen: „Was haben wir uns nur dabei gedacht?“ Als überhöht bezeichnete er Bewertungen mit mehr als dem 20-Fachen des operativen Gewinns.

Manche Unternehmen, die bei den Deals von einem Finanzinvestor zum anderen weitergereicht werden, erscheinen wie eine heiße Kartoffel. Keiner will sie gerade in dem Moment halten, in dem die Bewertungen einbrechen. Eine Hand wäscht die andere, man hilft sich beim Weiterverkaufen. Erst mit Verzögerung werden die Finanzinvestoren die Wertkorrektur nachholen müssen, die die Aktienmärkte schon hinter sich haben. Dann wird auch das M&A-Geschäft mit Private Equity ruhiger.

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