Volkswagen

Zum Erfolg verdammt

Volkswagen hat sich anlässlich der Grundsteinlegung für die erste eigene Batteriezellfabrik gefeiert. Bei der Entwicklung der Software, des anderen großen Werttreibers im E-Auto-Zeitalter, hakt es.

Zum Erfolg verdammt

Die Grundsteinlegung für die erste eigene Batteriezellfabrik in Salzgitter war am Donnerstag ein schöner Termin für Volkswagen. Der Wolfsburger Autobauer feierte sich im Beisein von Bundeskanzler Olaf Scholz dafür, den Standort, an dem seit Werksgründung im Jahr 1970 täglich über 63 Millionen Otto- und Dieselmotoren gefertigt wurden, auf Spitzentechnologie im E-Mobilitäts-Zeitalter auszurichten. Volkswagen feierte sich für „eine der spektakulärsten industriepolitischen Entscheidungen der vergangenen Jahre“, die Tausende Arbeitsplätze sichern und mittelfristig die Abhängigkeit von Batterielieferanten aus Asien reduzieren soll.

Dabei war es noch vor nicht mal sechs Jahren – nach Bekanntwerden des Dieselabgasskandals 2015 – der damalige Konzernchef, der mit Blick auf eine eigene Batteriezellfabrik erklärte, so einen Blödsinn werde man sicher nicht machen. Daran erinnerte Betriebsratschefin Daniela Cavallo in der Feierstunde auch. Inzwischen gehört das Batteriegeschäft, das eine Anfang des Jahres gestartete und in Salzgitter angesiedelte Konzerngesellschaft namens Powerco mit geplanten Investitionen von 20 Mrd. Euro bis 2030 weltweit ausbauen soll, zum Kern der Unternehmensstrategie von VW.

In Wolfsburg hat man längst erkannt: Die Batterie wird einer der beiden großen Werttreiber im Geschäft mit Elektroautos. Der andere, den Europas größter Fahrzeugbauer auch nicht aus der Hand geben will, ist Software. Auf diesem Feld der Neuausrichtung hat VW bisher wenig zu feiern – was kritisch ist. VW will im Zuge des Wandels der Autoindustrie auch nach 2030 noch weltweit führend sein. Dazu muss aber vor allem der mit der Tochter Cariad vorangetriebene Ausbau der Softwarekompetenz ein Erfolg werden. Es geht um die Hoheit im Digitalen: Techkonzerne wie Apple wollen das Infotainment übernehmen und an die Kundendaten der Autohersteller. Es geht um den größten Wachstumsmarkt der Zukunft. Auch darüber ist man sich bei VW im Klaren.

Cariad sei kein Sprint, Rückschläge in einzelnen Projekten gehörten dazu, sagte der Konzernchef Herbert Diess unlängst in einer Betriebsversammlung von VW mit Blick auf Verzögerungen. Zeit haben die Wolfsburger bei der Entwicklung einer als „Game Changer“ bezeichneten Einheitsplattform und ihrer Vorstufe jedoch nicht mehr zu verschenken. Das Zusammenspiel der Konzernmarken, die eigene Interessen verfolgen, muss jetzt funktionieren – auch im Interesse von Diess, der seit Jahresanfang die Verantwortung für Software trägt.

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