KommentarSchaeffler

Zwei Problemsparten und ein Lichtblick

Schaeffler kommt an der Börse schwer unter die Räder. Für zwei Konzernsparten läuft es besonders schlecht. Doch es gibt auch etwas Positives.

Zwei Problemsparten und ein Lichtblick

Schaeffler

Zwei Problemfälle
und ein Lichtblick

Von Joachim Herr

In der Spitze ein Tagesverlust von mehr als 18%: Die Aktie des Auto- und Industriezulieferers Schaeffler ist am Mittwoch schwer unter die Räder gekommen. Der Kurs ist so niedrig wie noch nie seit dem Börsengang im Oktober 2015. Längst haben sich Investoren nach dem schwachen Autojahr 2024 auf eine Fortsetzung der Flaute in diesem Jahr eingestellt. Auch der deutsche Branchenverband VDA machte in diesen Tagen keine Hoffnung auf eine baldige Belebung. Dennoch erwischten die vorläufigen Geschäftszahlen die Aktionäre von Schaeffler eiskalt. Der Umsatz fiel etwas schwächer als im Markt erwartet aus, die Profitabilität erheblich niedriger.

Spätestens seit gut zwei Monaten ist klar, dass auch Schaeffler mit der Konjunkturschwäche und dem verschärften Wettbewerb schwer zu kämpfen hat. Anfang November hatte der Vorstand ein Programm zur Kostensenkung angekündigt mit dem Abbau von 4.700 Arbeitsplätzen in Europa. Zwei Konzernteile stellen sich derzeit als besonders belastend heraus. Zum einen ist es die Sparte Bearings & Industrial Solutions, die Wälzlager produziert – zum Beispiel für Windkraftanlagen und Produktionsmaschinen. Zeitweise konnte Schaeffler damit schwache Phasen im Autogeschäft abmildern, doch nun leidet auch dieses Segment unter einer tiefen Nachfragedelle.

Früh auf E-Autos gesetzt

Zum anderen ist es der Antriebstechnikhersteller Vitesco Technologies, mit dem Schaeffler seit Oktober des vergangenen Jahres fusioniert ist. Vitesco hatte das Geschäftsmodell früh auf die Elektromobilität ausgerichtet. Den Vorwurf, wie viele andere Zulieferer lange ausschließlich an der Verbrennertechnik festgehalten zu haben, lässt sich dem Unternehmen bestimmt nicht machen. Doch der schleppende Wandel zu E-Autos, vor allem in Deutschland, dem größten europäischen Markt, trifft Vitesco nun offenbar besonders hart.

Der Lichtblick im Zahlenwerk von Schaeffler ist der freie Cashflow, der klar über den Erwartungen und der Prognose liegt. Viele kleine und mittlere Zulieferer können derzeit von einem soliden Mittelzufluss nur träumen. Die Zahl der Insolvenzen in der Branche wird weiter steigen.

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