90 Tage Aufschub

Zoll-Pause lässt Anleger wieder mutig werden

Die vorläufige Aufhebung der kräftigen Zollerhöhungen durch die US-Regierung und die Europäische Union hat für starke Kursgewinne an den Aktienmärkten gesorgt. Der Euro zeigte sich deutlich fester.

Zoll-Pause lässt Anleger wieder mutig werden

Zoll-Pause lässt Anleger wieder mutig werden

USA und EU setzen Aufschläge aus − Dax legt in der Spitze um 8 Prozent zu

ku/fed Frankfurt

US-Präsident Donald Trump überrascht die Investoren einmal mehr mit einer jähen Wende. Die USA haben für zahlreiche gerade erst verhängte, teilweise sehr hohe Importzölle eine 90 Tage dauernde Aussetzung angeordnet. Stattdessen soll ein Basiszollsatz von 10% gelten. Im Kontrast dazu legte Trump bei den Zöllen auf Einfuhren aus China noch einmal nach und erhöhte die Sätze von 104 auf 145%.

Vorerst auf Eis gelegt

Die Europäische Union begrüßte den Schwenk und legte ihrerseits die in dieser Woche mit den EU-Mitgliedstaaten abgestimmten Gegenzölle erst einmal auf Eis, ebenfalls für 90 Tage. Die EU wolle Verhandlungen mit den USA eine Chance geben, begründete EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen die Zoll-Pause. Allerdings machte die Deutsche an der Spitze der EU-Behörde deutlich, dass Europa bereit sei, wieder zu einer härteren Gangart zurückzukehren, falls die Gespräche mit den Vereinigten Staaten zu keinen Ergebnissen führten. Auch wolle die EU, wie bereits angekündigt, weitere Maßnahmen vorbereiten. Alle Optionen blieben auf dem Tisch.

Erleichterung bei Aktienanlegern

Nach den starken Gewinnen an der Wall Street und in Japan hat auch der deutsche Aktienmarkt mit großer Erleichterung auf die Kehrtwende Donalds Trumps reagiert. Der Dax verzeichnet in der Spitze einen Sprung von 8%. In den USA kam Apple auf den höchsten Tagesgewinn seit 27 Jahren. Der Euro legte um kräftige 2% gegenüber dem Dollar zu. Allerdings gab der Brent-Ölpreis nach einem Anstieg am Vortag um rund 4% nach. George Saravelos, Devisen-Chef der Deutschen Bank, warnt derweil, für den Dollar und US-Staatsanleihen sei bereits ein Schaden eingetreten, selbst wenn die Zölle permanent ausgesetzt würden. Überall sei das Bedürfnis einer größeren strategischen Unabhängigkeit von den USA spürbar. Es gebe nach wie vor das Risiko eines chaotisch verlaufenden Handels- und Finanzkriegs zwischen den USA und China.

Herausfordernde Situation

Aus Sicht der deutschen Automobilindustrie bleibt die aktuelle Situation trotz des jüngsten Schwenks in Washington „maximal herausfordernd“. Die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie, Hildegard Müller, erklärte: „Die teilweise Aussetzung der reziproken Zölle für 90 Tage stellt für die Autoindustrie keine Entwarnung dar.“ Sie erinnerte daran, dass die zusätzlichen Zölle für Autos von 25% weiterhin gelten − ab dem 3. Mai auch für Autoteile. Zudem belasteten auch die vielen weiterhin bestehenden rechtlichen Unsicherheiten die Unternehmen der Branche.

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Artikel Seiten 7, 8 und 12