Schlagabtausch mit den USA verunsichert Chinas Märkte
Zentralbank stemmt sich gegen schwachen Yuan – Peking kontert verhalten bei Strafzöllen
Schlagabtausch mit USA trifft Chinas Märkte
nh Schanghai
Chinas Finanzmärkte müssen nach einwöchiger Ferienpause wegen der Handelskonfrontation mit den USA gleich eine erste Belastungsprobe bestehen. Im Fokus stehen insbesondere der Devisenmarkt und die Bemühungen der Zentralbank, eine weitere Schwächung des Yuan gegenüber dem Dollar zu begrenzen.
Am Mittwoch setzte die People’s Bank of China (PBOC) den täglichen Dollar/Yuan-Referenzkurs, um den die Währung im Handel 2% schwanken kann, deutlich fester und signalisierte damit ihre Entschlossenheit, einer stärkeren Talfahrt des Yuan vorzubeugen. Im Spothandel in Schanghai gab die Valuta dennoch um bis zu 0,4% auf 7,28 Yuan je Dollar nach.
Aktienmarkt unter Druck
Auch am Aktienmarkt ist Nervosität greifbar. Der Leitindex für die Festlandbörsen CSI 300 eröffnete nach der vom chinesischen Neujahrsfest bedingten längeren Handelspause zwar zunächst fester, verbuchte aber letztlich einen Tagesverlust von 0,6%. An der Hongkonger Börse büßte der Hang Seng Index 1% ein. Angesichts einer saisonbedingten Dürre an neuen Konjunkturdaten in den kommenden Wochen dürfte der mit ersten US-Strafzollmaßnahmen losgetretene handelspolitische Schlagabtausch das fragile Marktsentiment entscheidend prägen. Ein genaueres Bild zur Konjunktursituation erhält man erst im März, weil die meisten Daten für Januar und Februar zur Ausschaltung von Verzerrungen rund um das Neujahrsfest kombiniert als Zweimonatsperiode veröffentlicht werden.
Washington legt los
Washington hatte am Wochenende einen Strafzollaufschlag von 10% auf alle chinesischen Exporte in die USA verkündet und am letzten Tag der chinesischen Neujahrsferien wirksam werden lassen. Peking reagierte umgehend mit Gegenmaßnahmen, die zum 10. Februar in Kraft treten. Dazu gehören neue Strafzölle in Höhe von 15% auf Flüssiggas- und Kohleimporte aus den USA, sowie eine Erhöhung der Zölle auf Importe von Erdöl, Landwirtschaftsmaschinen und eine Reihe von Fahrzeugkategorien.
Trumps vorherige Drohungen hatten Rundum-Strafzölle von mindestens 10% bereits fest erwarten lassen. Die Maßnahme wurde allerdings unerwartet rasch umgesetzt. In die Erleichterung, dass die US-Seite nicht vom Start weg mit einer höheren Strafzollrate eingestiegen ist, mischt sich Sorge über ein sukzessives Aufschaukeln von Maßnahmen.
Verhaltener Konter
Pekings Gegenreaktion gilt als eher verhalten und dürfte die bilateralen Warenströme zunächst wenig beeinträchtigen. China hat seine Erdölimporte aus den USA bereits stark zurückgefahren. Sie kamen im Jahr 2024 auf einen Wert von etwa 6 Mrd. Dollar und machten nur 1,7% der gesamten Rohöleinfuhren aus. Die Flüssiggasimporte beliefen sich 2024 auf 2,1 Mrd. Dollar, ein Anteil von 5,4% an Einfuhren dieses Energieträgers.
Neue Exportkontrollen für Mineralien
Während die Strafzollmaßnahmen zunächst noch eine moderate Form einnehmen, sieht man auf anderer Ebene eine Positionierung hin zu einem fortwährenden Handelskonflikt mit reichlich Eskalationspotenzial. Peking hat seine erste Replik bereits mit einer Reihe von zusätzlichen Drohgesten versehen. So heißt es, man werde aus nationalen Sicherheitserwägungen heraus Exportkontrollen für eine Reihe von Mineralstoffen, die bei Rüstungs- und Umwelttechnik breite Verwendung finden, veranlassen. Betroffen sind die Sondermetalle Wolfram, Tellurium, Bismut, Indium und Molybdän. Dies bedeutet zwar noch keine direkte Sperre für den Export in die USA, wohl aber eine Vorbereitung für entsprechende Restriktionen.
Google im Visier
In einem weiteren Schritt kündigt China ein Untersuchungsverfahren gegen den US-Tech-Anbieter Google mit Verweis auf diskriminierende Praktiken gegenüber chinesischen Firmen an. Außerdem werden die Modewaren-Holding PVH, zu der die Marken Calvin Klein und Tommy Hilfiger gehören, sowie die Biotech-Firma Illumina als „unzuverlässige Firmen“ eingestuft und damit auf eine Art schwarze Liste gesetzt, aus der potenzielle Sanktionen erwachsen können.
Onlinehändler kriegen Ärger
Während diese Maßnahmen als „Warnschüsse“ einzustufen sind, mit denen Peking suggeriert, dass es US-Firmen jederzeit Schwierigkeiten im China-Geschäft bereiten kann, hat die US-Seite konkrete Schritte unternommen, die dem Geschäftsmodell von chinesischen Onlinehändlern wie Shein oder Temu in die Parade fahren. Deren Versandgeschäft mit billigen, in China produzierten Konsumgütern steht nach Aufhebung der bislang geltenden Zollbefreiung für Paketsendungen im Wert von unter 800 Dollar vor neuen Herausforderungen.
Für einige Beunruhigung sorgte am Mittwoch die Nachricht, dass der US Postal Service die Bearbeitung von Paketsendungen aus China und Hongkong bis auf Weiteres aussetzt und nur noch Briefe und flache Sendungen zustellt. Die konkreten Auswirkungen dieser Maßnahme sind noch unklar, zumal die Warensendungen auch über private Paketzusteller erfolgen. Es spricht jedoch einiges dafür, dass dem bereits von der Biden-Administration kritisch beäugten, aber nicht explizit behinderten Massengeschäft mit chinesischen Billigwaren starke Grenzen auferlegt werden. Auch dies sorgt für Druck bei an der Hongkonger Börse notierten Aktien von E-Commerce-Firmen.