Spaniens Wirtschaft trotzt dem trüben Trend
Spaniens Wirtschaft trotzt dem trüben Trend
Notenbank erhöht Wachstumsprognose für 2025 auf 2,7 Prozent
ths Madrid
Die spanische Wirtschaft zeigt sich in einem trüben konjunkturellen Umfeld in Europa weiterhin überraschend robust. Die spanische Notenbank hob ihre Wachstumsprognose für 2025 gegenüber Dezember um zwei Zehntelpunkte auf 2,7% an. Für die nächsten beiden Jahre erwartet der Banco de España unverändert einen Anstieg des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 1,9% und 1,7%, wie das Institut am Dienstag bekannt gab. Im vergangenen Jahr wuchs die spanische Wirtschaft um 3,2% im Vergleich zu 0,9% der gesamten Eurozone.
Geopolitische Risiken nicht eingearbeitet
Allerdings hat die Notenbank viele der gegenwärtigen geopolitischen Unsicherheiten, wie einen drohenden Handelskrieg oder die geplante Aufrüstung in Europa, nicht in ihre Prognose eingearbeitet. Strafzölle der US-Regierung von Präsident Donald Trump würden die spanische Wirtschaft treffen, wenn auch weniger stark als andere europäische Länder. Die anvisierten drastisch höheren Ausgaben für Verteidigung würden dagegen helfen, allerdings auch die Inflation anheizen, so die Volkswirte des Banco de España.
Die Experten von Caixabank Research kalkulierten die geopolitischen Risiken in ihrem jüngsten Ausblick von Freitag dagegen mit ein und hoben die Prognose für das spanische BIP für 2025 von 2,3% auf 2,5% an. Der Internationale Währungsfonds und die OECD gehen von einem Anstieg des BIP von 2,3% aus.
Binnennachfrage übernimmt vom Tourismus
Die spanische Notenbank begründet ihre verbesserte Aussicht mit dem überraschend starken Schlussquartal 2024, in dem das BIP um 0,8% zulegte. Der Motor der Konjunktur ist zunehmend die Binnennachfrage, während der Beitrag der wichtigen Tourismusbranche trotz neuer Besucherrekorde abnimmt. Der robuste Arbeitsmarkt verbessert die Einkommen der Haushalte. Das liegt auch an der starken Zuwanderung. Heute kommen besser qualifizierte Personen nach Spanien, die besser bezahlte Jobs erhalten, im Vergleich zum Bauboom Anfang des Jahrhunderts, erklärte der Chefökonom der Notenbank, Ángel Gavilán.
Die günstigeren Finanzierungskosten helfen sowohl den Haushalten als auch den Unternehmen. Die Investitionen sprangen zuletzt deutlich stärker an, als von der Notenbank erwartet worden war. Das soll vorerst so bleiben, sollte die Weltlage der Wirtschaft keinen Strich durch die Rechnung machen. Hinzu kommt der positive Effekt der Milliarden aus dem „Next Generation EU“-Programm.
Konkurrenz für Deutschland
Die Volkswirte des Banco de España gingen in ihrer Studie der Frage nach, warum der deutliche Abschwung in Frankreich und Deutschland, den beiden wichtigsten Handelspartnern des Landes, die spanische Konjunktur nicht spürbar in Mitleidenschaft gezogen hat. „Die spanischen Exporte scheinen die deutschen in einigen europäischen Märkten zu ersetzen“, lautet die Erkenntnis. Nach diesen Berechnungen stiegen die Ausfuhren Spaniens in eine Mehrheit europäischer Länder, wo die deutschen Exporte fielen.
Von einem Trend traute sich Gavilán jedoch nicht zu sprechen. „Noch handelt es sich um eine punktuelle und anekdotische Erkenntnis“, so der Chefvolkswirt. Langfristig habe Spanien dank seines Potenzials bei erneuerbaren Energien aber die Möglichkeit, mit niedrigeren Energiekosten besser mit Deutschland zu konkurrieren, kommentiere Gavilán.