Politische Aktivitäten nehmen Milliardär in Anspruch

Musks Unternehmen geraten unter Druck

Elon Musks SpaceX setzt wichtige Tests in den Sand, der Absatz von Tesla in Europa und China sackt ab. Investoren befürchten, dass seine politischen Aktivitäten den Milliardär zu stark ablenken.

Musks Unternehmen geraten unter Druck

Musk-Unternehmen geraten unter Druck

Politische Aktivitäten beanspruchen umstrittenen Milliardär voll – Raumfahrtfirma SpaceX verliert Raketen – Kunden wenden sich von Tesla ab

Elon Musks Raumfahrtfirma SpaceX setzt wichtige Tests in den Sand, der Absatz seines E-Autobauers Tesla in Europa und China sackt ab. Investoren befürchten, dass seine politischen Aktivitäten den Milliardär zu stark von seinen Unternehmen ablenken und seinen Marken noch herbe Imageverluste einbringen.

xaw New York

Während Elon Musk als Effizienzbeauftragter von US-Präsident Donald Trump in Washington für Unruhe sorgt, verlieren die Juwelen seines Geschäftsimperiums an Glanz. So hat seine Raumfahrtfirma SpaceX in der abgelaufenen Woche eine potenziell folgenschwere Schlappe erlitten. Eine Starship-Rakete des Unternehmens verlor kurz nach dem Start in Brownsville, Texas, am Donnerstag Kontakt zur Basis – schnell folgte die Warnung, das unbemannte Flugobjekt sei in einen Abwärtsspin geraten; es drohe der Verlust von Teilen der Rakete.

Flugpläne geraten durcheinander

Schließlich bestätigte SpaceX, dass das Vehikel explodiert sei und das Unternehmen in Kontakt mit den Sicherheitsbehörden stehe. Brennende und herabfallende Trümmerteile waren von den Bahamas aus sichtbar. Laut dem Tracker-Dienst Flightradar24 wirbelte der Vorfall Flugpläne durcheinander: Maschinen über der Karibik mussten umgeleitet werden, laut der Luftfahrtaufsicht FAA kam es an den Flughäfen Fort Lauderdale-Hollywood und Miami International zu verspäteten Starts. Der Regulator hat deshalb nun eine Untersuchung des Vorfalls angeordnet.

Für SpaceX ist es der zweite peinliche Fehlschlag binnen kurzer Zeit. Bereits im Januar brach eine Starship-Rakete kurz nach dem Start auseinander und löste Sicherheitsprotokolle der FAA aus. Damals wurden zwar keine anderen Flugvehikel durch Trümmer getroffen, doch Bewohner der Turks- und Caicosinseln beschwerten sich über angeschwemmte Teile. SpaceX teilte mit, die Hardware in den Antriebssystemen sei stärkerem Stress ausgesetzt gewesen als erwartet und Teile der Rakete seien in Brand geraten.

Starship-Rakete von SpaceX nach dem Start in Texas. Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Eric Gay.

Aufgrund der jüngsten Fehlschläge verpasste die Weltraumfirma die eigentlichen Ziele ihrer Tests, darunter die Simulation eines Abwurfs von Satelliten im All. Nun gerät das Vertrauen in die Technologie des Musk-Unternehmens ins Wanken. Dieses arbeitet eng mit der Nasa zusammen und soll für diese Astronauten von der Internationalen Raumstation ISS zurückholen.

Die US-Raumfahrtbehörde war dabei im vergangenen Jahr eigens auf SpaceX umgeschwenkt, nachdem sich Sicherheitsbedenken bezüglich des eigentlich eingeplanten Boeing Starliner gehäuft hatten. Doch musste die Nasa die für Februar eingeplante Rückholaktion verschieben, nachdem Tests und Zusammensetzung einer geplanten „Crew Dragon“-Raumkapsel länger dauerten als erwartet. Sie soll nun in der nächsten Woche über die Bühne gehen. Überdies bestand die Behörde darauf, dass SpaceX statt einer neu entwickelten eine bereits erprobte Kapsel einsetzt.

ISS-Affäre wird zum Politikum

Die Affäre um die auf der ISS festsitzenden Astronauten ist zum Politikum geworden. Musk schrieb Ende Januar auf seinem Kurznachrichtendienst X, Trump habe ihn angewiesen, die Nasa-Vertreter Sunita Williams und Butch Wilmore „so bald wie möglich“ auf die Erde zurückzuholen. Es sei „schrecklich, dass die Biden-Administration sie so lange dort gelassen hat". Der Milliardär unterstreicht damit seinen engen Draht zum Präsidenten – den er laut Kritikern ausnutzt, um Vorteile für seine Unternehmen herauszuschlagen.

„ class=
Miteinander auf Kuschelkurs: Milliardär Elon Musk und US-Präsident Donald Trump. Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Brandon Bell.

So prüft das US-Handelsministerium angeblich Änderungen an dem 42,5 Mrd. Dollar schweren, von der Biden-Regierung lancierten BEAD-Programm, durch das Washington den Internetzugang über die gesamten Vereinigten Staaten hinweg erweitern und verbessern will. Durch die von Trump-Minister Howard Lutnick angepeilten Neuerungen könnten der SpaceX-Satellitensparte künftig in deutlich größerem Umfang staatliche Förderungen offenstehen.

Zudem haben Musks Aktivitäten als Leiter des neu gegründeten Department of Government Efficiency, das sich derzeit bei zahlreichen Regierungsbehörden einmischt, einen Sturm der Empörung ausgelöst. Die demokratische Senatorin Elizabeth Warren warnt beispielsweise davor, dass der Milliardär so Einblicke in die Zahlungsinfrastruktur der Federal Reserve erhalte und diese zum Aufbau eines Payment-Features für X nutzen könne, an dem er angeblich feilt.

X peilt Finanzierungsrunde an

Der ehemals als Twitter bekannte Social-Media-Dienst – nach der im Oktober 2022 abgeschlossenen Übernahme durch Musk aufgrund eines Boykotts von Werbekunden schwer in Schieflage geraten – plant angeblich eine neue Finanzierungsrunde zu einer Bewertung von 44 Mrd. Dollar. Zuletzt hatten Investoren Banken zudem Ramschkredite abgenommen, die Geldhäuser um Morgan Stanley und Bank of America nach Musks Twitter-Akquisition mehr als zwei Jahre lang nicht loswurden. Damit setzen die Abnehmer darauf, dass sich X infolge des politischen Einflusses des Milliardärs erholt.

Daneben machen Musks Anwälte offenbar Druck auf das Werbekonglomerat Interpublic Group. Der Agenturverbund versteht die Drohungen so: Entweder er rege seine Klienten zu einem lockereren Ausgabeverhalten auf X an oder Trump könne einen Merger mit der Konkurrentin Omnicom Group torpedieren. Musk setzt der Werbeindustrie bereits mit Klagen zu: Dem Branchenverband World Federation of Advertisers und Marken wie Mars wirft er einen illegalen Boykott von X vor – die Unternehmen hatten sich nach einer Antisemitismus-Kontroverse und Beleidigungen Musks gegen Anzeigenkäufer von der ehemaligen Twitter zurückgezogen.

Image des E-Auto-Pioniers leidet

Doch gerade Aktionäre von Tesla fürchten längst, dass der reichste Mann der Welt auf zu vielen Hochzeiten tanzt. In China hat sich der Absatz im Februar halbiert, in Europa hat sich der Rückgang der Neuwagenverkäufe des Elektro-Vorreiters zu Jahresbeginn entgegen dem Branchentrend beschleunigt. Derweil zeigen Umfragen der Beratungsfirma Strategic Vision, dass das Markenimage von Tesla nach dem Beginn von Musks Seilschaft mit Trump massiv gelitten hat. Im laufenden Jahr hat die Aktie des Fahrzeugherstellers bisher über 36% an Wert verloren. Investoren fürchten nun wie auch bei anderen Musk-Unternehmen, dass die politischen Aktivitäten des Milliardärs sie noch teuer zu stehen kommen.