Dax dreht nach Verlustserie ins Plus
Der Dax hat am Montag seine anfänglichen Verluste abgeschüttelt. Anfangs wirkten noch die enttäuschten Hoffnungen bezüglich weniger aggressiver US-Leitzinsanhebungen nach. Zudem drückten die Meldungen über russische Raketenangriffe auf etliche ukrainische Großstädte etwas auf die Stimmung. Doch dann griffen offenbar einige Anleger angesichts der Kursverluste der vergangenen Tage wieder zu. So sieht etwa Experte Andreas Lipkow den deutschen Aktienmarkt „im stark überverkauften Bereich“.
Um die Mittagszeit stand der Leitindex 0,41% höher bei 12.323,25 Punkten. Ähnlich sah es beim MDax der mittelgroßen Unternehmen aus, für den es um 0,69% auf 22.686,23 Punkte nach oben ging. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor hingegen 0,18%.
Nach einem vielversprechenden Auftakt in den Oktober waren an den Börsen Mitte vergangener Woche wieder dunkle Wolken aufgezogen. Die jüngste Erholung habe sich als Strohfeuer entpuppt und die Anleger hätten ernüchtert „die Flinte ins Korn geworfen“, sagte Marktbeobachter Christian Henke vom Broker IG. „Die Marktteilnehmer, die gehofft hatten, die Notenbanken treten auf die Zinsbremse, wurden auf dem falschen Fuß erwischt“. Am Freitag hatte ein robuster Arbeitsmarktbericht aus den Vereinigten Staaten die Hoffnungen der Anleger auf eine weniger rigide Geldpolitik der US-Notenbank Fed endgültig zunichtegemacht.
Henke hob indes ungeachtet der aktuellen Belastungen hervor, dass nun eine statistisch bessere Börsenzeit beginnt, mit einer sonst üblichen Herbstrally, die häufig bis in den November reicht. Ob aus dieser Realität werden kann, gilt aber als fraglich: Charttechnisch orientiert sich der Dax eher wieder in Richtung der 12.000 Punkte. Die beginnende Berichtssaison und die US-Inflationsdaten am Donnerstag könnten in beide Richtungen wichtige Impulse liefern.
Vantage Towers legen zu, Reisewerte im Minus
Unternehmensseitig sah die Agenda zu Wochenbeginn sehr übersichtlich aus. Die zuletzt schwachen Aktien von Vantage Towers legten angesichts von Hoffnungen auf weitere Beteiligungs-Interessenten um 3,3% zu und zählten damit zu den besten Werten im MDax. Ein Händler verwies auf einen Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg, in dem es unter Berufung auf Insider heißt, dass nun sowohl American Tower als auch Cellnex einen Einstieg in das Bieterverfahren um die Vodafone-Tochter prüften. Die Nachricht sei für ihn keine große Überraschung, aber dennoch positiv für die Vantage-Aktie, so der Händler weiter.
Dagegen zählten die Anteilsscheine von Reise- und Freizeitunternehmen zu den größten Verlierern. Der Flughafenbetreiber Fraport und die Fluggesellschaft Lufthansa büßten im MDax 2,6 beziehungsweise 2,2% ein. Mögliche Belastungen sind die wieder steigenden Corona-Infektionszahlen sowie die sich weiter eintrübende Konjunkturstimmung im Euroraum, wie sie zu Wochenbeginn auch der vom Beratungsunternehmen Sentix erhobene Konjunkturindikator belegte. Fraport litten zudem unter einer negativen Einschätzung des US-Analysehauses Jefferies.
Die Papiere des Diagnostik-Spezialisten Qiagen sowie des Dialysespezialisten Fresenius Medical Care (FMC) verloren angesichts gestrichener Kaufempfehlungen der Investmentbank Oddo BHF beziehungsweise des Analysehauses Jefferies knapp drei und 1,6%, womit sie zu den größten Verlierern im Dax zählten.
Erdgaspreis niedriger
Der Preis für europäisches Erdgas gibt auf hohem Niveau weiter nach. Am Montagvormittag kostete der stark beachtete Terminkontrakt TTF für niederländisches Erdgas im Tief 144 Euro je Megawattstunde. Das waren etwa 5% weniger als am Freitag. Der TTF-Kontrakt gilt als Richtschnur für das allgemeine Preisniveau am europäischen Erdgasmarkt.Am Gasmarkt hat sich die lange Zeit sehr angespannte Situation zuletzt etwas gebessert. Hintergrund sind mittlerweile gut gefüllte europäische Erdgasspeicher und politische Bemühungen zur Dämpfung des Erdgasverbrauchs. Ungeachtet dessen kostet Erdgas immer noch viel mehr als vor Beginn des Ukraine-Kriegs. Hintergrund ist die hohe Abhängigkeit Europas von russischen Erdgaslieferungen, die in den vergangenen Monaten Zug um Zug verringert wurden. Ersatzlieferungen kommen insbesondere aus Norwegen oder in Form von Flüssiggas etwa aus den USA.
BoE passt Stützungkäufe an
Die britische Notenbank hat am Montagmorgen auch ihre Stützungskäufe für den heimischen Anleihemarkt angepasst. Grundsätzlich bekräftigte die Zentralbank in London, wie geplant Mitte Oktober aus den Ende September aufgelegten Notkäufen aussteigen zu wollen. Da bisher aber deutlich weniger Staatsanleihen gekauft worden seien, als nach Ausgestaltung des Programms möglich gewesen wäre, könne das tägliche Ankaufsvolumen falls nötig erhöht werden. Zudem stellte die Bank of England ein neues Programm zur Liquiditätssicherung vor.
Wie die Notenbank mitteilte, wurden im Rahmen des Programms bisher langlaufende Staatsanleihen im Wert von etwa 5 Mrd. Pfund erworben. Möglich gewesen wären nach Ausgestaltung des Programms aber bis zu 40 Mrd. Pfund. Die nicht genutzte Summe könne verwendet werden, um das tägliche Ankaufsvolumen vor Ende des Programms zu erhöhen. Am Montag steigt die Maximalsumme von 5 Mrd. auf 10 Mrd. Pfund. Das soll einen geordneten Ausstieg aus dem Programm sicherstellen.
Hintergrund des Eingriffs am Anleihemarkt war die große Verunsicherung, die die neue Regierung unter Premierminister Liz Truss mit ihrem fiskalpolitischen Kurs ausgelöst hatte. Aufgrund der Furcht vor stark steigenden Staatsschulden und noch höheren Inflationsraten waren die Kurse britischer Staatsanleihen drastisch gefallen, im Gegenzug erhöhten sich die Renditen kräftig. Die Entwicklung hatte zahlreiche Pensionsfonds, die stark in langlaufenden Anleihen engagiert sind, unter erheblichen Druck gesetzt, woraufhin die Notenbank am Rentenmarkt mit Stützungskäufen eingriff.