Institute erwarten Rezession – schlimmstenfalls fast 8% Einbruch
Für dieses Jahr erwarten die Fachleute in ihrem Herbstgutachten „Energiekrise: Inflation, Rezession, Wohlstandsverlust“ nur noch ein Wirtschaftswachstum von rund 1,4% und für 2023 einen Rückgang des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um etwa 0,4%. 2024 dürfte die Wirtschaft wieder 1,9% wachsen.
In ihrem Risikoszenario – also bei einer Gasmangellage, kaltem Winter und fehlenden Einsparungen beim Energieverbrauch – veranschlagen die Forscher allerdings für 2023 sogar einen Konjunktureinbruch um 7,9%. Das wäre deutlich mehr als in der Finanzkrise und im ersten Corona-Jahr 2020. Unter diesen Umständen dürfte das BIP auch 2024 noch um 4,2% schrumpfen.
„Die hohen Energie- und Lebensmittelpreise, die im kommenden Jahr weiter ansteigen dürften, sorgen für deutliche Kaufkraftverluste“, sagte Konjunkturchef Torsten Schmidt vom Essener RWI-Institut. „Sowohl einkommensschwache Haushalte als auch Unternehmen sind deshalb auf weitere Unterstützung der Politik angewiesen.“ Bei den Firmen dürfe es jedoch nicht zu dauerhaften Subventionen kommen. Die Inflation werde von 8,4% im Jahresschnitt 2022 dann nächstes Jahr auf 8,8% klettern und sich erst wieder 2024 auf 2,2% beruhigen.
Im Frühjahr hatten die Fachleute für 2022 noch mit einem Wachstum von 2,7 und 2023 von 3,1% gerechnet. Wegen der Folgen des Ukraine-Kriegs und den Auswirkungen auf die Energie-, Rohstoff- und Verbraucherpreise schraubten die Institute ihre Schätzung nun allerdings deutlich zurück. So falle die Wirtschaftsleistung 2022 und 2023 insgesamt um 160 Mrd. Euro niedriger aus, als noch im Frühjahr erwartet.
Die sogenannte Gemeinschaftsdiagnose stammt vom Essener RWI, Münchner Ifo, Kieler IfW und dem IWH aus Halle. Das Berliner DIW pausiert derzeit und will 2023 wieder am Gutachten mitarbeiten. Das Papier dient als Grundlage für die Konjunkturprognose der Regierung, die wiederum als Basis für die Aufstellung der Haushalte der öffentlichen Hand gilt.