Zins- und Kriegssorgen treiben Dax um
Vor der Leitzinsentscheidung der US-Notenbank Fed hat sich der Dax am Mittwoch gefangen. Anleger gingen bei deutschen Aktien nach den jüngsten Kursverlusten in eine Wartestellung über. Einen frühen Rutsch bis auf 12.520 Punkte und damit auf ein Zweimonatstief machte der Leitindex wieder wett. Gegen Nachmittag schaffte er es mit 12.681,75 Punkten knapp mit 0,09% ins Plus.
Anleger reagierten am Mittwoch zuerst nervös darauf, dass Russland eine Teilmobilmachung der eigenen Streitkräfte angeordnet hat. Dies drückte den Leitindex zeitweise mit mehr als 1% ins Minus, dann aber wurden die Anleger wieder mutiger. Auch der MDax schaffte es mit 0,35% auf 23.842,58 Zähler in die Gewinnzone, während der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx um 0,1% zulegte.
Die 12.600 Punkte, in deren Nähe der Dax zuletzt mehrfach Unterstützung gespürt hatte, waren damit nur kurz unterschritten worden. Börsianer sehen einen Lichtblick darin, dass der Ausflug unter diesen Bereich schon im frühen Handel wieder aufgeholt wurde. Geholfen haben dabei im Verlauf auch die Erwartungen an einen besseren US-Handelsstart. Indikationen deuten für den Dow Jones Industrial auf ein halbes Prozent Plus hin.
Was den US-Zinsentscheid betrifft, gilt die Erwartung eines weiteren hohen Zinsschrittes als schon eingepreist. Wenn am Abend europäischer Zeit die Fed ihre Entscheidung bekannt gibt, gehen die meisten Experten davon aus, dass die Notenbanker den Leitzins zum dritten Mal in Folge um 0,75 Prozentpunkte erhöhen werden. Einige Marktteilnehmer rechnen aber auch mit mehr. Händler bezifferten den Anteil derer, die einen ganzen Prozentpunkt erwarten, auf ein Fünftel.
Rüstungskonzerne legen zu
Derweil hat Russland knapp sieben Monate nach Beginn des Krieges eine Teilmobilmachung der eigenen Streitkräfte angeordnet. Verteidigungsminister Sergej Schoigu zufolge sollen 300.000 Reservisten für den Kampf gegen die Ukraine mobilisiert werden. Von dieser Nachricht angetrieben wurden einmal mehr die Aktien deutscher Rüstungskonzerne: Rheinmetall und Hensoldt bewegten sich jeweils mit mehr als 11% im Plus.
Viel Gesprächsstoff lieferte aber auch das Thema Energiekrise mit ihrer preissteigernden Wirkung. Wie bereits erwartet, wird Deutschlands größter Gasimporteur Uniper deshalb nun verstaatlicht: Der Bund will alle Aktien im Besitz des bisherigen Mehrheitseigentümers Fortum für 1,70 Euro je Stück kaufen. Außerdem ist eine Kapitalerhöhung über 8 Mrd. Euro zu diesem Preis vorgesehen. Anschließend wird der Bund etwa 98,5% der Anteile an Uniper besitzen.
Mit dem Schritt kommt es zu der von Marktteilnehmern bereits befürchteten Verwässerung der Altaktionär-Anteile. Die Uniper-Titel waren am Vortag mit 4,18 Euro deutlich über dem vereinbarten Preis aus dem Handel gegangen – und entsprechend brach der Kurs nun unter größeren Schwankungen ein. Erstmals stand der Kurs mit zuletzt gezahlten 2,89 Euro unter der 3-Euro-Marke. Prozentual bedeutete dies ein Kurseinbruch um etwa 30%. Bei Fortum dagegen reagierten die Anleger sehr erleichtert.
Mit minus 2,8% der größte Dax-Verlierer waren die Aktien der Deutschen Post. Goldman-Sachs-Analyst Patrick Creuset gab seine bisherige Kaufempfehlung auf in der Erwartung, dass die Profitabilität des Logistiksektors im dritten Quartal den Höhepunkt erreicht. Er rechnet jetzt mit einem mehrjährigen Abwärtszyklus und einer neuen Normalität, die schlechter sein könnte als 2019 vor der Pandemie.
Der Euro ist am Mittwoch infolge der neuen Spannungen mit Russland unter Druck geraten. Zuletzt wurden 0,9916 US-Dollar bezahlt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Dienstag auf 0,9986 Dollar festgesetzt.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 1,80% am Vortag auf 1,78%. Der Rentenindex Rex stieg um 0,22% auf 130,0 Punkte. Der Bund-Future legte um 0,26% auf 141,20 Punkte zu.