Zurückhaltung vor US-Zinsentscheid
Abwarten lautet am Mittwoch die Devise am deutschen Aktienmarkt vor einer voraussichtlich weiteren Leitzinserhöhung in den USA. Gegen Mittag gab der Dax um 0,3% auf 13.999 Punkte nach. Nachhaltig die runde Marke von 14.000 Punkten hinter sich zu lassen, fällt dem Leitindex derzeit schwer. Der MDax der mittelgroßen Börsentitel verlor 0,8% auf 29.681 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stand 0,4% tiefer.
Die US-Notenbank Fed wird den Leitzins am Abend wegen der hohen Inflation wahrscheinlich in einem großen Schritt um 0,5 Prozentpunkte anheben, erwarten Experten. Es wäre der zweite Zinsschritt in Folge, nach einer Anhebung um 0,25 Punkte im März.
Wesentlich wichtiger als die am Markt bereits eingepreiste Zinsanhebung seien jedoch die begleitenden Worte und Ansichten der Notenbank zur Inflationsentwicklung und der US-Konjunktur, sagte Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect. „Der Drahtseilakt zwischen Inflationsbekämpfung und der Konjunkturstabilisierung in den USA ist wegweisend für die internationalen Finanzmärkte.“
In der Berichtssaison ging es zur Wochenmitte zur Sache. Allein aus dem Dax veröffentlichten der Gesundheitskonzern Fresenius, dessen Dialysetochter Fresenius Medical Care (FMC), der Medizintechnikhersteller Siemens Healthineers, der Versicherer Hannover Rück sowie Volkswagen Quartalszahlen.
Fresenius zählten mit einem Plus von 3,4% zu den größten Gewinnern im Dax, FMC mit minus 5,5% hingegen zu den größten Verlierern. Operativ seien die Geschäfte von Fresenius „nicht so schlecht wie befürchtet” verlaufen, schrieb Analyst Daniel Grigat vom Investmenthaus Stifel. Bei FMC bemängelte Analyst David Adlington von JPMorgan die Qualität der Ergebnisse, da unter anderem Gewinne aus dem Verkauf von Kliniken enthalten seien. Siemens Healthineers erhöhte nach einem robusten Jahresviertel seine Prognosen für das laufende Geschäftsjahr erneut. Die Titel gewannen 1,1%.
Um fast 15% nach unten rauschten im MDax die Titel des IT-Dienstleisters Cancom, nachdem dieser die Prognose für das laufende Jahr gesenkt hatte. Das erste Quartal sei sehr enttäuschend verlaufen, merkten die Analysten von Jefferies an. Die Anteile des Modeherstellers Hugo Boss verloren nach Zahlen 5,2%. Besser als befürchtet lautete am Markt die erste Einschätzung zu Teamviewer. Der Aktienkurs des auf Fernwartung spezialisierten Softwareanbieters stieg um 9,5%.
Klöckner & Co verdiente im abgelaufenen Quartal unter dem Strich doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. Wegen der hohen Stahlpreise bleibt der Stahlhändler vorerst optimistisch. Die gleich zum Handelsstart erzielten Kursgewinne schwanden aber rasch, zuletzt verloren die im SDax notierten Titel 3,4%. In dem Nebenwerteindex sanken zudem die Aktien des Bildverarbeitungs-Spezialisten Basler nach Quartalszahlen um 4,1%.