Als Afiniti Zia Chishti (50) mit sofortiger Wirkung entlassen hat, war das dem von ihm mitgegründeten Software-Unternehmen gerade einmal zwei Sätze wert. Gründe wurden nicht genannt. Aber vermutlich kannte sie ohnehin jeder, denn die 28-jährige Mitarbeiterin, die Chishti vorwirft, sie 2017 auf einer Ge­schäftsreise nach Brasilien sexuell attackiert zu haben, tat dies in aller Öffentlichkeit vor einem Ausschuss des US-Repräsentantenhauses. Er habe danach ein Schlichtungsverfahren angestrengt, um sie mundtot zu machen, sagte die Tochter eines weiteren Mitgründers, die Fotos vorlegte, um die ihr zugefügten Verletzungen zu dokumentieren. In der Anhörung ging es darum, welche Auswirkungen Schlichtungsklauseln in Ar­beitsverträgen auf die Opfer sexueller Gewalt und anderer Straftaten haben können.

Der Erfinder der transparenten Zahnspange Invisalign, der eine Reihe von Firmen gründete und verkaufte, war zuletzt gezwungen, auch den Chefposten bei seiner Investmentfirma TRG Pakistan abzugeben. Wie „Pakistan Today“ berichtet, konnte man von Chishtis Büro in Washington das Weiße Haus sehen. Dem Blatt zufolge wurde er als Sohn eines amerikanischen Vaters und einer pakistanischen Mutter im US-Bundesstaat Maine geboren.

Der ehemalige Morgan-Stanley-Investmentbanker, der einst Kleiner Perkins Caufield & Byers als Risikokapitalgeber für Align Technology gewinnen konnte, legte auch sein Amt als Chairman von TRG International nieder. Ihr gehören knapp zwei Fünftel (38 %) an Afiniti. Bei Afiniti übernahm der ehemalige President von Verizon Communications, Larry Babbio, das Ruder. Leslie Caldwell von der Kanzlei Latham & Watkins wurde damit betraut, eine Untersuchung zum Verhalten des ehemaligen CEO und Chairman zu führen. Das auf den Bermudas ansässige Unternehmen zählte Prinzessin Beatrice, die ältere Tochter von Prinz Andrew und Sarah Ferguson, zu seinen Mitarbeiterinnen. David Cameron fungierte als Chairman des Beirats von Afiniti, bis die Vorwürfe gegen Chishti bekannt wurden.