Vorstandswechsel

Bei Apobank beginnt das große Stühlerücken

Die Apobank kommt nicht zur Ruhe. Erneut steht ein radikaler Vorstandsumbau an. Mit der Bestellung von Thomas Runge und Sylvia Wilhelm schlägt der Aufsichtsrat erste Pflöcke ein.

Bei Apobank beginnt das große Stühlerücken

Von Annette Becker, Düsseldorf

Ein halbes Jahr hat sich Matthias Schellenberg Zeit gelassen, nun fegt er mit eisernem Besen durch den Vorstand. Noch bevor der seit März amtierende Vorstandschef der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (Apobank) seinen mit Spannung erwarteten Strategieplan präsentiert, schlägt der Aufsichtsrat mit der Bestellung von zwei neuen Vorstandsmitgliedern erste Pflöcke ein. Zum Jahreswechsel treten mit Thomas Runge (50) und Sylvia Wilhelm (49) zwei Externe in das Führungsgremium von Deutschlands größter genossenschaftlicher Primärbank ein, wie mitgeteilt wird.

Dabei war das Führungsgremium erst im Vorjahr im Nachgang zur missglückten IT-Migration im Frühjahr 2020 runderneuert worden. Im Juni desselben Jahres hatte sich die Bank im Dissens über die strategische Ausrichtung des Privatkundengeschäfts von Olaf Klose getrennt. Im Mai 2021 zog sich Finanz- und IT-Vorstand Thomas Siekmann auf eigenen Wunsch zurück, nur um sich in diesem Jahr in den Aufsichtsrat wählen zu lassen. Im Dezember 2021 nahm dann Vorstandschef Ulrich Sommer notgedrungen seinen Hut.

Risiko- und Changeerfahren

Aufgefüllt wurde der Vorstand Anfang 2021 mit Jenny Friese, die seit Mai 2021 für das Privatkundengeschäft verantwortlich ist. Im September 2021 rückte Alexander Müller in den Vorstand auf mit Zuständigkeit für das Ressort Großkunden und Märkte. Einzig Eckhard Lüdering (Risiko) und Holger Wessling (Finanzen und IT) überstanden den Sturm – vorerst, muss man heute wohl sagen. Denn Runge (50), seit 2019 Chief Operating Officer bei HSBC Deutschland, soll sich künftig schwerpunktmäßig um IT, Produkte und Prozesse kümmern. Wessling wird also zumindest ein Teil seiner Verantwortung entzogen. Aufsichtsratschef Karl-Georg Pochhammer weist zugleich darauf hin, dass Runge „über breite Erfahrung im Change- und Projektmanagement verfügt“. Einem Bericht der FAZ zufolge soll Wessling über einen Aufhebungsvertrag verhandeln, was der 54-Jährige allerdings bestreitet. In der Bank heißt es, dass die Verantwortlichkeiten im Vorstand neu geregelt werden.

Wilhelm, die von der Volkswagen Bank kommt, wird künftig ganz klassisch das Risikoressort leiten. Sie ersetzt in dieser Funktion Lüdering, dessen im Mai 2023 auslaufender Vertrag nicht verlängert wird. „Mit ihrem (Wilhelms) frühzeitigen Start haben wir die Basis geschaffen, den Übergang im Risikoressort so optimal wie möglich zu gestalten“, wird Pochhammer zitiert. Das lässt die Vermutung zu, dass Lüdering seinen Vertrag nicht bis zum Ende erfüllen wird. Laut FAZ verhandelt der 62-Jährige ebenso wie Friese über einen Aufhebungsvertrag. Beide sollen mit dem von Schellenberg eingeschlagenen Kurs nicht einverstanden sein.

Pochhammer, im Hauptberuf Zahnarzt und stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung, steht erst seit Ende April an der Spitze des Kontrollgremiums. „Wir haben zwei Persönlichkeiten für uns gewinnen können, die mit ihren jeweiligen Kompetenzprofilen einen wesentlichen Beitrag im weiteren Transformationsprozess der Apobank leisten werden“, erklärt der Chefkontrolleur.

Mit den Neuzugängen stelle die Apobank die Weichen, um den Vorstand langfristig neu aufzustellen. Das hört sich schwer danach an, als sei der Vorstandsumbau noch nicht abgeschlossen. Dafür spricht auch, dass es noch keinen neuen Geschäftsverteilungsplan gibt. Die Bank habe sich zum Ziel gesetzt, sich auf den Kern zu fokussieren und sich noch stärker auf die Bedürfnisse der akademischen Heilberuflerinnen und Heilberufler auszurichten. Die neue Strategie will die Bank aber erst „gegen Ende des Jahres“ vorstellen.

Wertberichtigt Seite 2

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