Machtkampf um die Sendergruppe

Bert Habets verlängert seinen CEO-Vertrag bei ProSiebenSat.1

Mitten im Machtkampf um ProSiebenSat.1 verlängert der Aufsichtsrat den Vertrag von Vorstandschef Bert Habets. Das könnte ein Seitenhieb des scheidenden Chefkontrolleurs gegen den italienischen Großaktionär MFE sein.

Bert Habets verlängert seinen CEO-Vertrag bei ProSiebenSat.1

ProSiebenSat.1 verlängert Vertrag mit CEO Bert Habets

sck München
Von Stefan Kroneck, München

Im Kampf um die Vorherrschaft bei ProSiebenSat.1 hat die Sondergruppe sich für Stabilität an der Konzernspitze entscheiden. Kurz vor Ostern teilte das SDax-Mitglied mit, dass der Aufsichtsrat den Vertrag von Bert Habets um weitere drei Jahre bis Oktober 2028 verlängert habe. Die Anleger reagierten auf die Nachricht wohlwollend. Zu Beginn der neuen Woche gewann die Aktie im Xetra-Handel zeitweise 3,1% auf 6,13 Euro an Wert. Huberts Vertrag wäre im Herbst 2025 ausgelaufen.

Der 54-jährige Niederländer führt das Unternehmen als Vorstandsvorsitzender seit November 2022. Er war früher Chef des Wettbewerbers RTL. Habets erhalte das Mandat, die Transformation von ProSiebenSat.1 weiter konsequent voranzubringen, schreibt die Firma mit Sitz in Unterföhring bei München. Unter seiner Regie konzentriert sich ProSiebenSat.1 stärker auf ihre Kernaktivitäten im Entertainment-Bereich im deutschsprachigen Raum. „Ich bin zuversichtlich, dass Bert Habets das Unternehmen weiterhin auf den richtigen Weg zu nachhaltigem und profitablem Wachstum führen wird“, ließ sich der scheidende Aufsichtsratsvorsitzende Andreas Wiele in einer Pressemitteilung zitieren.

MFE greift nach Unternehmen

Die erneute Berufung des Topmanagers zum CEO kommt zu einer Zeit, in der der italienische Großaktionär Media For Europe (MFE) die mehrheitliche Übernahme von ProSiebenSat.1 anstrebt. Die von der Berlusconi-Familie beherrschte Gesellschaft hält 30% des Grundkapitals. MFE bietet je Titel den gesetzlichen Mindestpreis von 5,74 Euro. Die Italiener wollen so preiswert wie möglich die Kontrolle über die Sendergruppe aus Bayern erlangen.

Mit dem Überschreiten der 30-Prozent-Schwelle könnte MFE, einst Mediaset, nach Belieben aufstocken, ohne den übrigen Aktionären eine Pflichtofferte zu unterbreiten. MFE will ein paneuropäische Sendergruppe formen, um mit der US-Konkurrenz Schritt zu halten.

Kompliziertes Machtgefüge

Vor diesem Hintergrund verschärfte sich zuvor der Konflikt zwischen dem Chefaufseher und dem italienischen Großaktionär. Ende Januar dieses Jahres kündigte Wiele (Jahrgang 1962) an, nach Ablauf der Wahlperiode am Tag der Hauptversammlung am 28. Mai aus dem Kontrollgremium auszuscheiden. Er stellte sich der regelmäßig wiederholten Kritik der Italiener am Vorstand und an der Strategie. Das frühere Vorstandsmitglied der Axel Springer SE führt den Aufsichtsrat seit 2022.

Wiele zählt im neunköpfigen Aufsichtsrat zu Lager der drei unabhängigen Kontrolleure; vier sind MFE zuzurechnen, zwei dem tschechischen Aktionär PPF (hält 13%).

Seitenhieb gegen MFE

Wieles Nachfolge soll die Managerin Maria Kyriacou (54) antreten. Das gab ProSiebenSat.1 Anfang April bekannt. Kyriacou stellt sich zur Wahl in den Aufsichtsrat auf dem kommenden Aktionärstreffen.

Habets Vertragsverlängerung findet ihren Zuspruch, so Wiele. „Der Aufsichtsrat sendet ein wichtiges Signal der Kontinuität, das auch von meiner designierten Nachfolgerin Maria Kyriacou unterstützt wird“, ließ er verlautbaren. Das kann man als Seitenhieb des Chefkontrolleurs gegen MFE deuten.

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