Der größte US-Betreiber von Kreditkartennetzen bereitet sich auf einen Führungswechsel vor: Visa-CEO Alfred Kelly wird zum Februar von seinem Vorstandsvorsitz zurücktreten und sich auf die Leitung des Verwaltungsrats konzentrieren. An der Konzernspitze folgt ihm der bisherige Unternehmenspräsident Ryan McInerney nach.

Die bisher vor allem für das internationale Geschäft verantwortliche Nummer zwei des Finanzdienstleisters tritt damit ein schweres Erbe an. Denn seit der scheidende CEO Kelly im Oktober 2016 sein Amt antrat, hat sich der Börsenwert des Payment-Giganten mehr als verdoppelt. Die ab­nehmende Bargeldnutzung und die verstärkte Nachfrage nach Digital Payments, die sich infolge von Kontaktbeschränkungen während der Corona-Pandemie noch beschleunigten, führten bei Visa in diesem Zeitraum zu deutlichen Erlös- und Gewinnsteigerungen.

Wenngleich die Anlegerstimmung in Bezug auf Visa robust ausfällt und Analysten für den Titel geradezu überbordend optimistisch sind, beginnt McInerneys Regentschaft doch in einer Zeit zunehmenden regulatorischen Drucks. So laufen Ermittlungen des US-Justizministeriums darüber, ob die dominante Position des Konzerns im Debitkarten-Segment gegen das Kartellrecht verstößt. In die gleiche Kerbe schlägt auch eine Untersuchung der Federal Trade Commission. Die US-Wettbewerbsbehörde prüft, ob Visa und die Konkurrentin Mastercard mit den von ihnen vergebenen Sicherheitstoken den Wettbewerb im Online-Zahlungsverkehr mittels Debitkarte unrechtmäßig einschränken.

Derweil wollen Kongressabgeordnete die Konkurrenz im Kreditkarten-Markt erhöhen. Gemäß eines aktuellen Gesetzesentwurfs müssten Großbanken, die Visa- oder Mastercard-Produkte nutzen, mit ihren Karten auch den Zugang zu mindestens einem unabhängigen Zahlungsnetz ermöglichen.