Warum Christian Jasperneite zum Start-up-Gründer wurde
Ein Investment Officer als Start-up-Gründer
sar Frankfurt
Als Christian Jasperneite vor rund fünf Jahren unter die Unternehmensgründer ging, entsprang das einer „Bierlaune“, wie er selbst rückblickend sagt. Der Chief Investment Officer der Privatbank M.M. Warburg hat sich mit einem Mitgründer an ein gemeinsames Start-up gewagt. Ihre Firma Cap2 erwirbt überschüssige Emissionsrechte, um sie anschließend stillzulegen. Dafür werde zunächst geschaut, wie viele Tonnen CO2 der Portfolio-Inhaber durch die Finanzierung von Unternehmen über Anleihen oder Aktien verantwortet. Den Gegenwert an Emissionsrechten kauft Cap2 an und legt sie bei einer Klimastiftung still. „Die funktioniert wie ein schwarzes Loch, wie ein Tresor. Da können die Rechte nur rein, aber nicht mehr raus“, erklärt Jasperneite im Podcast „Nachhaltiges Investieren“ der Börsen-Zeitung.
Der Gedanke zur Gründung kam ihm, weil häufig versucht werde, den CO2-Fußbadruck durch Umschichtung zu senken, berichtet er. Echter Impact entstehe aber nicht, wenn ein anderes Portfolio die „schmutzigen“ Werte übernehme. Interessenkonflikte mit seiner Aufgabe bei Warburg gebe es nicht, versichert Jasperneite. Cap2 habe Warburg die Funktionsweise erklärt, seitdem nutze die Bank das Verfahren aber getrennt von dem Start-up. „Da kommen wir uns nicht ins Gehege.“
Rechte stillzulegen kostet Performance
Wer sich für die Vernichtung von Emissionsrechten entscheidet, um das eigene Portfolio klimaneutraler auszurichten, muss allerdings Kosten einkalkulieren. Das Recht für eine Tonne CO2 liege derzeit bei etwa 70 Euro, erklärt Jasperneite. „Die sind dann weg.“ Unter dem Strich bleibe ein Performanceverlust im Portfolio – je schmutziger die Werte darin, umso höher fällt er aus. Impact sei eben nicht umsonst, meint Jasperneite. Ein Vorteil aus Sicht des Asset Managers: „Man gewinnt auch Freiheitsgrade zurück in Portfolios.“
Am häufigsten würden sich Family Offices oder Stiftungen für den Ansatz der Rechte-Stilllegung entscheiden und dafür dann den Verlust einiger Basispunkte in Kauf nehmen. Bei institutionellen Investoren wie Pensionskassen oder Versicherungen könnten solche Entscheidungen nicht so einfach gefällt werden – wenn man weiß, dass Werte stillgelegt und vernichtet werden, ergebe sich auch ein treuhänderischer Konflikt, erklärt Jasperneite. Diesen müsse man transparent machen.
Das ist halt ein langer Weg. Aber gut, den Atem habe ich.
Christian Jasperneite, M.M. Warburg & Co.
Den Warburg-Kunden werde die Stilllegung der Rechte zwar als Option angeboten, nur eine Minderheit entscheide sich aber auch dafür. „Vollkommen klar, das ist jetzt kein Massenprodukt, aber das muss es auch gar nicht sein“, findet er. Doch man komme über das Angebot zu dem Thema ins Gespräch und könne „Leute ein bisschen aufrütteln“.
Auch mit großen Anlegern führe er zu dem Thema spannende Gespräche, sagt Jasperneite. Entscheidungsprozesse würden da eben länger dauern. Er geht davon aus, dass sich in zwei bis drei Jahren weitere Effekte aus den Gesprächen zeigen dürften. „Das ist halt ein langer Weg. Aber gut, den Atem habe ich.“