Nach weniger als einem Jahr

Chromik verlässt Verwaltungsrat von Unicredit

Der frühere Commerzbank-Vorstand Marcus Chromik ist nach weniger als einem Jahr schon wieder raus bei Unicredit. Als Grund nennt das Institut neue berufliche Herausforderungen.

Chromik verlässt Verwaltungsrat von Unicredit

Chromik streicht bei Unicredit die Segel

lee Frankfurt

Nach nicht mal einem Jahr verlässt der frühere Commerzbanker Marcus Chromik den Verwaltungsrat der italienischen Großbank Unicredit wieder. Wie das Mailänder Institut am Mittwoch mitteilte, begründete der studierte Kernphysiker seinen sofortigen Rücktritt mit neuen beruflichen Herausforderungen. Chromik selbst ließ eine Anfrage der Börsen-Zeitung zunächst unbeantwortet. Spätestens seit dem spektakulären Einstieg der Italiener bei der Commerzbank in diesem Sommer dürfte er allerdings auch darin gestählt sein, unangenehme Fragen an sich abprallen zu lassen.

Chromik galt als durch und durch gelb

Denn dass der gebürtige Kieler ausgerechnet bei einer Bank gelandet ist, die sich auf ziemlich unfeine Weise an seinen früheren Arbeitgeber herangeschlichen hat, sorgte am Finanzplatz für hochgezogene Augenbrauen. Vielen Weggefährten missfiel die Vorstellung, dass er nun in Mailand an den grenzüberschreitenden Expansionsplänen von Unicredit-Chef Andrea Orcel gefeilt haben könnte. Mit fast 15 Jahren Betriebszugehörigkeit galt Chromik eigentlich als durch und durch „gelb“.

Abgang mit langer Ansage

Auch die Gestaltung seines Abgangs schien von der für viele Commerzbanker typischen Loyalität zu zeugen. So verließ Chromik das Institut nicht etwa Knall auf Fall, sondern mit langer Ansage. Bereits im Juni 2022 kündigte der damalige Risikovorstand an, seinen 2023 auslaufenden Vertrag nicht nochmals zu verlängern. Das war ein wohltuender Kontrast zu dem schwindelerregend hohen Tempo, mit dem sich das Personalkarussell im Vorstand und Aufsichtsrat damals drehte. Und wer hätte dem heute 52-Jährigen nach acht Jahren im Commerzbank-Vorstand den Wunsch nach einer beruflichen Neuorientierung verdenken wollen?

Wettbewerbsklausel vergessen

Der fast nahtlose Wechsel zum direkten Konkurrenten überraschte dann aber doch. Offensichtlich hatte man bei der Vertragsgestaltung des früheren McKinsey-Manns die Wettbewerbsklausel vergessen. Auch wenn über seine beruflichen Zukunftspläne bislang nichts bekannt ist, wird Chromik der Finanzwelt aller Voraussicht nach erhalten bleiben.

Schließlich hat das Fintech-Unternehmen Unzer erst vor wenigen Wochen bekannt gegeben, dass er in den vom früheren Commerzbank-Chef Martin Blessing geleiteten Beirat einziehen soll. In dieser Funktion soll Chromik dazu beitragen, die Governance und Compliance des zeitweise wegen diesbezüglicher Mängel ins Visier der BaFin geratenen Unternehmens zu verbessern. Unicredit hält derweil Ausschau nach einem Nachfolger.

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