„Dekarbonisierung ist eine Teamsportart“
„Dekarbonisierung
ist eine Teamsportart“
wbr Frankfurt
Von Wolf Brandes, Frankfurt
Der Klimawandel kennt keine Grenzen. Und so passt es denn, dass die in Griechenland geborene Anastasia Petraki einen britischen Pass hat, in Frankfurt arbeitet und beim globalen Assetmanager Blackrock die Rolle als Head of Sustainability für Deutschland, Österreich und Osteuropa ausfüllt. Petraki hat einen eher researchbasierten Blick auf das Thema.
Ihre Ausbildung führte sie von der National and Kapodistrian University of Athens über die Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz zur University of Bath. Mit der ökonomischen – und damals noch nicht ökologischen – Basis wurde die 41-Jährige 2006 Leiterin der Abteilung Research und Statistik bei der Investment Association in London, dem britischen Pendant des BVI.
In diesen Jahren war die Finanzbranche noch nicht besonders grün, Nachhaltigkeit noch ein Nischenthema. Der Anteil der ESG-Fonds am Gesamtvolumen war verschwindend gering, wusste die Statistikfrau des britischen Fondsverbands genau. „Der ausschlaggebende Punkt für mich und auch für die Industrie kam im Jahr 2018, als die EU den Action Plan on Sustainable Finance verabschiedet hat“, sagt Petraki.
Petraki wechselte 2019 zu Schroders als Sustainability Investment Director. „Irgendwann wurde mein berufliches Leben komplett von Nachhaltigkeit dominiert. Das Thema ist sehr greifbar.“ Als Beispiele nennt sie Klimawandel, Menschenrechte oder soziale Faktoren. „Diese Themen betreffen uns alle und deshalb finde ich das Feld spannend.“ Reizvoll ist aus Sicht von Petraki, dass man im Bereich Nachhaltigkeit sehr viele unterschiedliche Themen gleichzeitig im Blick haben muss.
Seit 2023 arbeitet sie bei Blackrock im Opernturm in Frankfurt und verantwortet Nachhaltigkeit und ESG für Deutschland, Österreich und Osteuropa. Sie ist damit im Bereich nachhaltige Kundenlösungen innerhalb des EMEA-Teams Sustainable and Transition Solutions tätig und vertritt das Haus jetzt im Nachhaltigkeitsausschuss des BVI.
Es geht darum, die Nachhaltigkeitsstrategie der Firma zu bestimmen und zu überwachen, den Kunden nachhaltige Produkte und Lösungen anzubieten und zu verstehen, was im Markt passiert.
Anastasia Petraki plädiert für eine differenzierte Sicht beim Thema Nachhaltigkeit. „Das Tempo beim Klimawandel hängt vom Weg ab, den wir beschreiten.“ Dekarbonisierung ist aus ihrer Sicht eine Teamsportart, da viele Player zusammenarbeiten müssen.
Interessensausgleich finden
„Am Beispiel der Energieversorgung haben wir gesehen, dass man nicht von heute auf morgen von einer Energieform auf eine andere umstellen kann. Man muss bei der Transition einen Ausgleich von Interessen finden, der Weg muss fair und gerecht verlaufen, um soziale Härten zu vermeiden.“
Immer wieder ist es die Frage der sozialen Verträglichkeit, die ihr wichtig ist. Sie bestimme, wie schnell und wie erfolgreich ein Übergang vonstattengehe. Klar sei: Die Forschung zeige, dass ein geordneter Übergang zur Nachhaltigkeit für alle besser sei. Klar ist auch, dass Nachhaltigkeit und ESG das Thema ist, mit dem sich Petraki heute im Beruf am meisten identifizieren kann.