Neuer CEO

Der dritte Campari-Chef innerhalb eines Jahres

Simon Hunt ist der dritte Campari-CEO binnen eines Jahres. Er muss den italienischen Spirituosen-Konzern jetzt wieder auf Kurs bringen.

Der dritte Campari-Chef innerhalb eines Jahres

Der neue Campari-CEO

Hunts schwierige Mission bei Campari

Simon Hunt ist der dritte Unternehmens-Chef innerhalb eines Jahres

Von Gerhard Bläske, Mailand
bl Mailand

Es ist eine schwierige Mission für den neuen Campari-CEO Simon Hunt. Der Nettogewinn des italienischen Spirituosenkonzerns ist 2024 um 39% eingebrochen. Und der Aktienkurs, der über viele Jahre stetig stieg, hat sich seit Mitte Juni 2023 mehr als halbiert. Campari leidet unter dem schlechten Wirtschaftsklima und den geopolitischen Spannungen. Die US-Strafzölle könnten das Unternehmen nach eigener Einschätzung 2025 mit bis zu 35 Mill. Euro belasten. Dazu kamen zuletzt hausgemachte Probleme. Langzeit-CEO Bob Kunze-Concewitz übergab das Zepter vor einem Jahr an Asien-Chef Matteo Fantacchiotti. Doch der warf nach nur fünf Monaten im September das Handtuch.

Nach einer Übergangsphase übernahm Hunt am 15. Januar das Kommando. Hunt, der über mehr als 30 Jahre Berufserfahrung in der Branche verfügt und sowohl die britische als auch die australische Staatsbürgerschaft hat, soll Campari wieder flott machen.

Leuchtend orange

Auf den Tischen der Cafés leuchten gerade in diesen Tagen wieder überall die orangefarbenen Aperol-Aperitifs in der Sonne. Der Aperol ist der Erfolgsschlager des italienischen Spirituosenkonzerns Campari. Er trägt etwa ein Viertel zu den Verkäufen bei und ist die Cash Cow des Unternehmens.

Campari investiert 600 Mill. Euro in den Ausbau der Produktionskapazitäten des Aperol, aber auch des Klassikers Campari sowie von Tequila, Gin und Whiskey. Allein ins Werk Novi Ligure, 80 Kilometer nordwestlich von Genua, der größten Fertigungsstätte des Konzerns, sind 75 Mill. Euro investiert worden.

2025 werde ein „Übergangsjahr“ sein – mit moderaten Zuwächsen, so das Unternehmen. Während die Aperitive zulegten, verzeichneten Whiskey und Rum deutlich weniger Verkäufe. Immerhin: Die Aktionäre erhalten eine unveränderte Dividende von 6,5 Euro-Cent.

Positiver Eindruck

Die Deutsche Bank bleibt bei Halten und hob ihr Kursziel von 5,70 Euro auf 6,10 Euro an. Sie hat einen positiven Eindruck von Hunt gewonnen, der vorher für Diageo, Allied Domecq und Pernod Ricard tätig war sowie viele Jahre den Scotch-Produzenten William Grant & Son leitete. Chairman Luca Garavoglio, dessen Gesellschaft Lagfin mit 51,3% der Kapitalanteile und 84% der Stimmrechte Mehrheitsaktionär ist, zeigt sich zuversichtlich, dass „die Kompetenz, die Persönlichkeit, die Energie, die Führungskraft und die Entschlossenheit“ des neuen CEO „der Gruppe helfen werden, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen.“

Campari will auf die schwierige Lage mit Kostensenkungen reagieren und dürfte auch Preiszugeständnisse machen. Und nachdem der 1860 in Mailand gegründete Konzern in den letzten 20 Jahren nicht zuletzt durch Übernahmen wie Averna, Grand Marnier, Aperol und noch Anfang 2024 des Cognac-Produzenten Courvoisier, für den Campari 1,1 Mrd. Euro auf den Tisch legte, gewachsen ist, will Hunt auf neue Akquisitionen verzichten. Vorrang habe die Reduzierung der Schulden von 2,4 Mrd. Euro. Campari solle sich auf die Kernmarken fokussieren und sich von Nebenmarken trennen.

Von den 23 Analysten, die den Wert beobachten, empfehlen zehn einen Kauf. Nur vier raten zum Verkauf. Die meisten haben aber ihre Kursziele nach unten gesetzt. Hunt, der an der London School of Economics und der London Business School studiert hat und anschließend Executive-Programme an der Harvard Law School, Insead Singapur und Wharton USA absolviert hat, muss nun liefern.  

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