Die Beschützerin der französischen Sparer
Frankreichs Börsenaufsicht AMF
Die Beschützerin der französischen Sparer
Marie-Anne Barbat-Layani leitet die Börsenaufsicht Autorité des marchés financiers (AMF)
wü Paris
Von Gesche Wüpper, Paris
Sie sei das Symbol der weiblichen Emanzipierung im öffentlichen Dienst, urteilt das Wirtschaftsmagazin „Challenges“. Immerhin ist Marie-Anne Barbat-Layani die erste Frau, die die französische Börsenaufsicht Autorité des marchés financiers (AMF) leitet. Und doch ist ihr Name einem Großteil der Öffentlichkeit eher unbekannt, da sie als Markhüterin weniger im Rampenlicht steht als
Mitglieder der Regierung von Präsident Emmanuel Macron. Dabei gehört sie nach Ansicht des Magazins „Marianne“ zu
diesen „Unbekannten, die Frankreich regieren“.
Zu verdanken hat sie das auch Präsident Emmanuel Macron. Denn er war es, der die damalige Generalsekretärin des Wirtschafts- und Finanzministeriums im Herbst 2022 als Nachfolgerin des Ökonomen Rober Ophèle für die Spitze der AMF vorgeschlagen hat. Für die Spitzenbeamtin, die am 8. Mai 57 Jahre alt wird, ist das Mandat bei der Börsenaufsicht eine Art Krönung ihre Karriere. Denn die wie Ex-Präsident François Hollande aus dem ländlich geprägten Département Corrèze im Südwesten stammenden Lehrerstochter hat eine Bilderbuchkarriere gemacht, vor allem im öffentlichen Dienst.
Vom Schatzamt an die Spitze des Bankenverbandes
Das Gemeinwohl liege ihr am Herzen, sagte sie einmal. Sie habe Lust, dazu im Staatsdienst beizutragen. Außerdem denke sie als Französin, dass der Staat eine besondere Aufgabe habe. Für den Staatsdienst vorbereitet wurde die AMF-Chefin während des Studiums an der Kaderschmiede École nationale d‘administration (ENA). Davor hatte sie bereits einen Abschluss am Institut d‘études politiques (Science Po) in Paris und einen Master in Politik- und Wirtschaftswissenschaften an der New York University gemacht.
Nachdem sie ihre Karriere als Finanzinspektorin im französischen Schatzamt zunächst beim Club de Paris und dann in der für Staatsbeteiligungen zuständigen Abteilung begann, wechselte die Hobby-Schwimmerin als Finanzattaché in die ständige Vertretung Frankreichs bei der Europäischen Union (EU). Später war Barbat-Layani erst stellvertretende Generaldirektorin des Nationalverbandes von Crédit Agricole, dann stellvertretende Büroleiterin von Premierminister François Fillon und Generaldirektorin des Bankenverbandes Fédération bancaire française.
Die AMF sichtbarer machen, lautet eines der Ziele, das sich Barbat-Layani für ihre fünfjährige Amtszeit an der Spitze der französischen Börsenaufsicht gesetzt hat. Wenn man die Abkürzung bei Google eingebe, stoße man als erstes auf die ebenfalls mit AMF abgekürzte Vereinigung französischer Bürgermeister, erklärte sie AFP bei ihrem Amtsantritt.
Fortbildung für Influencer
Sparer schützen, gerade die jüngeren, ist eine weitere Aufgabe, die der zweifachen Mutter am Herzen liegt. Denn sie ist sich durchaus bewusst, wie leicht sich junge Menschen durch Influencer zu gewagten Investitionen verführen lassen können. Deshalb hat die AMF unter ihrer Führung eine speziell auf Influencer aus der Finanzwelt zugeschnittene Fortbildung lanciert. Denn einige Influencer schienen zu ignorieren, dass der Finanzsektor stark reguliert sei und die Kommunikation, wenn es um Investitionen gehe, Regeln respektieren müsse, erklärte sie.
„Eine strenge, aber gerechte und kompetente Börsenaufsicht ist letzten Endes die beste Garantie für den Fortbestand und die Entwicklung eines Finanzplatzes“, ist Barbat-Layani überzeugt. Einen weiteren Schwerpunkt will sie auf nachhaltige Finanzen und Innovationen legen, um Paris zum wichtigsten Finanzplatz für diese beiden Themen zu machen. Zudem will sie auch wie Wirtschaftsminister Bruno Le Maire für eine Kapitalmarktunion werben.
Sie engagiere sich auch sehr für Frauen, sagte die mit dem Chef des Großmarktes von Rungis verheiratete Spitzenbeamtin einmal. Sie bewundere vor allem Frauen, die es geschafft hätten, sich durchzusetzen, ohne sich darüber zu sorgen, was andere über sie sagen könnten. „Vor allem Madonna“, der man immer wieder gesagt hat, sie könne nicht singen und tanzen und sei zu klein.
Marie-Anne Barbat-Layani