Die Überraschungscoups von Giuseppe Castagna
Die Coups von Giuseppe Castagna
Die überraschenden Coups des BPM-Chefs Giuseppe Castagna
BPM-CEO will Vermögensverwalter Anima und steigt bei Monte dei Paschi ein
Von Gerhard Bläske, Mailand
bl Mailand
Mit zwei Überraschungscoups hat Giuseppe Castagna (65) in den vergangenen Tagen aufhorchen lassen. Erst legte der CEO von Italiens drittgrößter Bank BPM ein Angebot über 1,6 Mrd. Euro für die 77,6% der Anteile am Vermögensverwalter Anima vor, die das Institut noch nicht kontrolliert. Dann folgte der überraschende Einstieg bei Monte dei Paschi di Siena (MPS). Castagna sicherte sich bei der Teilprivatisierung einen direkten Anteil von 5%. Weitere 3% erwarb Anima, die damit 4% kontrolliert. Sollte Anima der Übernahme durch die BPM zustimmen, käme die BPM bei der Monte dei Paschi auf 9% und würde sich eine Schlüsselrolle bei dem Institut sichern.
Dritter Bankenpol
Damit könnte ein dritter großer italienischer Bankenpol entstehen. Zusätzlich beflügelt werden die Fantasien durch den Einstieg der Holding Delfin der Familie Del Vecchio, Großaktionär beim Brillenkonzern EssilorLuxottica, sowie des Unternehmers Francesco Gaetano Caltagirone. Beide zusammen erwarben 7% an der Monte dei Paschi. Sie sind bereits Großaktionäre bei der Mediobanca (27,6%) und der Versicherung Generali (16,9%). Caltagirone hält außerdem Anteile an der BPM sowie an Anima.
Castagna, ein Jurist aus Neapel, hatte bisher einem Einstieg bei der Monte dei Paschi stets eine Absage erteilt und auf eine Stand-alone-Strategie gesetzt. Nun erklärt er, die Gewinne auch durch die Dividendenzahlung der Monte dei Paschi steigern zu wollen. Dass er Anima übernehmen will, ergibt aus Analystensicht Sinn. Denn der Ausbau des Assetmanagements gehört neben der Stärkung der Versicherungssparte zu den Prioritäten.
Einstiger Leistungsschwimmer
Mit Übernahmen und Kooperationen kennt sich Castagna aus. Der frühere Leistungsschwimmer, der einst in der italienischen Schwimm-Nationalmannschaft Energie und Ausdauer bewies, verbrachte den Großteil seines Berufslebens, 32 Jahre, in Vorgängerinstituten der heutigen Intesa Sanpaolo bzw. anschließend bei der neu gebildeten Bank. Italiens größte Bank entstand aus einer Vielzahl von Fusionen, und der Corporate- und Investment-Banking-Spezialist Castagna war bis 2013 stets dabei.
Im Januar 2014 wurde er CEO der BPM, der damaligen Volksbank von Mailand, die er sanierte und auf Gewinnkurs brachte. Anschließend fusionierte er sie mit der Banca Popolare. Mit Crédit Agricole, die 9,8% der Anteile hält, arbeitet er im Bereich der Lebensversicherungen zusammen. Auch bei Monte dei Paschi setzt er auf Synergien. Anima vertreibt teilweise Fonds über die Bank. Nach dem Auslaufen von Vertriebsabkommen der MPS mit der französischen Versicherung Axa 2027 könnte die MPS-Beteiligung noch interessanter für die BPM werden.
Heftige Spekulationen
Bisher war man in Italien eher von einem Einstieg der Versicherung Unipol, Großaktionär der Bank BPER, bei Monte dei Paschi ausgegangen. Castagna hat alle Seiten überrascht. Es wird heftig über einen Zusammenschluss der Monte dei Paschi mit der BPM spekuliert. J.P. Morgan sieht bei einer Fusion mögliche Kosteneinsparungen von 500 Mill. Euro.
Castagna hat BPM auf einen soliden Wachstumskurs gebracht. Per Ende September kam das Institut auf einen Nettogewinn von 1,6 Mrd. Euro. Der Börsenwert liegt bei 10,2 Mrd. Euro. Der Kurs ist binnen eines Jahres um 28% gestiegen. Der dreifache Vater peilt bis 2026 einen kumulierten Gewinn von 6 Mrd. Euro an. Die Aktionäre sollen davon zwei Drittel erhalten.