Dreikampf um die Spitze der Anti-Geldwäsche-Behörde
Dreikampf um die Spitze
der Anti-Geldwäsche-Behörde
Von Gerhard Bläske, Mailand
Um den Vorsitz der neuen europäischen Geldwäschebehörde Anti-Money Laundering Authority (AMLA) gibt es einen Dreikampf zwischen einer Italienerin, einem Deutschen und einem Niederländer. Nach Informationen der Börsen-Zeitung sieht Rom gute Chancen für Bruna Szego, die seit 1990 für die Banca d’Italia arbeitet. Rom war im Rennen um den Sitz der Behörde gegen Frankfurt unterlegen.
Neben Szego ist auch Marcus Pleyer aus dem Bundesfinanzministerium im Rennen. Er war von 2020 bis 2022 Präsident der Financial Action Task Force (FATF). Dritter im Bunde ist der Niederländer Jan Reinder De Carpentier, Vizepräsident des Single Resolution Board (SRB) für Banken. Alle drei Kandidaten sind dem Vernehmen nach bereits von der EU-Kommissarin für Finanzdienstleistungen, Finanzstabilität und Kapitalmarktunion, Mairead McGuinness, angehört worden. Sie sollen von einem weiteren Gremium des Europäischen Parlaments hinter verschlossenen Türen befragt werden. Nach einer Reihe von weiteren Anhörungen wird dann abgestimmt. Der Kandidat braucht eine qualifizierte Mehrheit im Rat.
Die AMLA soll ihre Arbeit im kommenden Jahr aufnehmen und wird 400 bis 500 Mitarbeiter haben. Sie wird von Frankfurt aus auf EU-Ebene die Aufsicht über die Bekämpfung der Geldwäsche und der Terrorismusfinanzierung übernehmen. Neben der Vereinheitlichung wesentlicher Vorschriften soll die AMLA die europäischen Aktivitäten auf diesem Gebiet auf eine neue Stufe heben. Dabei wird sie eng mit den nationalen Aufsichtsbehörden zusammenarbeiten. Beim Kampf gegen Geldwäsche gibt es große Unterschiede zwischen den EU-Ländern, die eine effiziente Bekämpfung dieser Praktiken stark erschweren.
Tochter eines Mathematikers
Szego stammt aus dem ligurischen Savona und hat an der römischen Università degli Studi Sociali ein Jurastudium mit Auszeichnung abgeschlossen. Sie ist die Tochter des Mathematikers Giorgio Szego, der Co-Direktor der Studiengruppe für das italienische Bankensystem an der New York University und Berater des Internationalen Währungsfonds, der Weltbank und der OECD war. 1988 wurde er zum Präsidenten der European Finance Association ernannt.
Bruna Szego ist seit 2022 innerhalb der Banca d’Italia verantwortlich für die direkt der Direktion unterstellte Einheit, die sich mit der Regulierung und Aufsicht hinsichtlich Geldwäsche sowie der Terrorismusbekämpfung in Italien beschäftigt. Sie hat zu diesen Themen umfangreich veröffentlicht und die Notenbank etwa auch bei Anhörungen vor dem Parlament sowie international vertreten.
Sie war stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für die einheitliche Abwicklung im Rahmen des einheitlichen Abwicklungsmechanismus, Mitglied des Abwicklungsausschusses bei der Europäischen Bankaufsichtsbehörde, Mitglied des Beratenden Fachausschusses beim ESRB, stellvertretendes Mitglied des Aufsichtsgremiums der Europäischen Bankaufsichtsbehörde und vieles mehr.
Überwachung des Bankensystems
Szego war innerhalb der Banca d’Italia in verschiedenen Funktionen auch mit Fragen der Überwachung des Bankensystems betraut. Von 2014 bis 2016 beschäftigte sie sich mit der Koordinierung und Aktualisierung von Fragen zur Lösung von Bankenkrisen.