DWS-Whistleblowerin steigt bei VC-Initiative ein
Von Anna Sleegers, Frankfurt
Desiree Fixler, frühere Nachhaltigkeitschefin der DWS, hat eine neue Aufgabe. Die 50-Jährige, deren Greenwashing-Vorwürfen die Deutsche Bank und ihre Fondstochter einen gewaltigen Reputationsschaden sowie Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Kapitalanlagebetrug verdanken, ist Anfang des Monats als Chair bei der in London ansässigen Non-Profit-Organisation Venture ESG eingestiegen. Sie gehört bereits dem Beirat von LSE Ventures an, dem Risikokapital-Spin-off der London School for Economics.
Venture ESG ist nach eigenen Angaben aus einem losen Zusammenschluss von Finanzprofis aus dem Risikokapitalgeschäft (Venture Capital/VC) und Akademikern hervorgegangen, die sich mit der Frage beschäftigten, wie sie in ihren eigenen Portfolios auch unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten Werte schaffen konnten. Mit der Erweiterung des Teams verfolgt das fünfköpfige Gründungsteam um Hannah Leach vom Early-Stage-Finanzierer Houghton Street Ventures und Johannes Lenhard von der Universität Cambridge das Ziel, die gesamte VC-Branche in puncto ESG voranzubringen.
Ursprünglich kommt Fixler nicht aus der Nachhaltigkeitsecke, sondern aus dem Kapitalmarktgeschäft. Vor der Finanzkrise arbeitete sie bei Merrill Lynch, Deutscher Bank und J.P. Morgan Chase. Fasziniert von Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus und seiner Idee der Mikrokredite, wechselte sie 2006 zum Investmentmanager Blue Orchard, bei dem sie sich der Verbriefung von Kleinstkrediten verschrieb.
Anfang des Jahres hatte sie vor dem Arbeitsgericht Frankfurt gegen die DWS verloren. Mangels schriftlichen Vertrags war das Einstiegsdatum und somit die Frage strittig, ob die DWS ihr während oder nach der Probezeit kündigte. Mit dem Vorhaben, sich eine höhere Entschädigung zu erstreiten, mag sie gescheitert sein. Dafür kennt im Frankfurter Bankenviertel jeder ihren Namen – spätestens seit der wohl wesentlich aufgrund ihrer Vorwürfe veranlassten Razzia bei der DWS vor einigen Wochen, die Vorstandschef Asoka Wöhrmann seinen Job kostete.