Eine Geburtstagsfeier mit einem roten Elefanten im Raum
Der rote Elefant im Raum
Von Detlef Fechtner, Frankfurt
Als die Vorbereitungen der Frankfurt School und der Commerzbank für die große Feier anlässlich des 80. Geburtstags von Klaus-Peter Müller begannen, konnte beim besten Willen niemand ahnen, in welch turbulente Zeiten das Fest fallen würde. Auch nicht, dass die festliche Würdigung des früheren Vorstands- und Aufsichtsratschefs im Audimax der Frankfurter Wirtschaftsuniversität von einem „elephant in the room“ begleitet werden würde. Damit soll natürlich nicht auf das Geburtstagskind angespielt werden. Denn auch wenn Müller, zählt man seine Jahre als Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats mit hinzu, mittlerweile nahezu das Lebensalter eines Elefanten – nämlich beeindruckende (fast) 60 Jahre – für die Bank mit dem gelben Logo tätig ist, so würden sich doch für den gebürtigen Rheinländer angesichts seiner Agilität, seines Tatendrangs und seiner Vitalität ganz andere Vergleiche aus der Tierwelt aufdrängen.
Die Unicredit ist in aller Munde
Nein, der rote Elefant an diesem festlichen Abend in der Frankfurt School waren natürlich die Allgegenwart der Unicredit, des neuen Großaktionärs mit dem roten Logo, und dessen mögliche Übernahmeambitionen – selbstverständlich nicht in Person eines Vertreters des italienischen Finanzkonzerns, aber in allen Gesprächen der Gäste und in allen Reden der Vortragenden. Etwa in der Keynote des ehemaligen EU-Kommissars Günther Oettinger, der sich wünschte, dass der Spielraum der Commerzbank auch in Zukunft nicht von der Bonität Italiens bestimmt werde. Oder in der Laudatio des früheren hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch, der – in Bezugnahme auf eine Lampe im Design des Commerzbank-Logos – erklärte, er hoffe, dass dieses Licht noch lange brenne. Oder auch im Grußwort des bald scheidenden Vorstandschefs Manfred Knof, der seine Position in dem Satz unterstrich, die Commerzbank sei eine „starke Bank gerade wegen ihrer Eigenständigkeit“. Und schließlich äußerte sich auch der, um den es an diesem Abend ging, zu den Avancen aus Italien: Er könne die, die sich den Verbleib in Selbständigkeit vorgenommen haben, nur bestärken, unterstrich Müller. Nach Banklehre und Wehrdienst startete er seine Karriere bei der Commerzbank in deren Düsseldorfer Filiale. Nach einem Abstecher nach New York beauftragte ihn die Bank bereits sieben Jahre nach seinem ersten Dienstantritt mit der Leitung der Filiale in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt. Mitte der 80er Jahre kam Müller in die Zentrale nach Frankfurt. Nach der deutschen Einigung engagierte er sich als Führungskraft für den Ausbau der Commerzbank-Präsenz in den neuen Ländern.
Im Jahr 1990 zog Müller in den Vorstand der Bank ein, elf Jahre später übernahm er die Rolle des Vorstandssprechers, 2008 wechselte er in den Aufsichtsrat. In seine Amtszeit als Vorstandschef fiel die Übernahme der Eurohypo, die allerdings wenige Jahre später abgewickelt werden musste. Als Aufsichtsratschef begleitete Müller die Übernahme der Dresdner Bank.
Ex-Ministerpräsident Koch hob in seiner Laudatio auf den heutigen Ehrenvorsitzenden des Aufsichtsrats der Commerzbank und amtierenden Vorsitzenden des Stiftungsrats der Bankstiftung dessen vielfältiges und leidenschaftliches Engagement für „das, was um das Unternehmen herum ist“, hervor. Müller zeichne aus, dass er stets bereit gewesen sei, auch das mitgestalten zu wollen, was nicht unmittelbar in seine formale Verantwortung in der Bank fiel, aber für die Bank, für den Finanzplatz und Wirtschaft und Gesellschaft Bedeutung habe. Das gelte im Besonderen für Müllers Bemühungen, jungen Menschen Zugang zu exzellenter Forschung und Lehre zu verschaffen – unter anderem durch von ihm finanzierte Stipendien, aber auch durch seine aktive Rolle bei der Frankfurt School of Finance & Management.
Engagiert über die Bank hinaus