Eine neue Ära

Ex-Finanzvorstand Peter soll Chefaufseher von BMW werden

Bei BMW steht ein Wechsel an der Spitze des Aufsichtsrats bevor. Ex-Finanzvorstand Nicolas Peter soll Norbert Reithofer nachfolgen. Damit bahnt sich eine neue Ära im Kontrollgremium an.

Ex-Finanzvorstand Peter soll Chefaufseher von BMW werden

Ex-Finanzvorstand soll Chefaufseher von BMW werden

sck München

Mehr als ein Jahr nach der vorzeitigen Vertragsverlängerung von Vorstandschef Oliver Zipse (60) steht demnächst eine weitere Entscheidung über eine Schlüsselposition bei BMW an. Es geht um die Neubesetzung des Postens des Aufsichtsratsvorsitzenden. Anlass ist der Ablauf des Mandats vom bisherigen Amtsinhaber Norbert Reithofer (68). Auf der kommenden ordentlichen Hauptversammlung des Münchner Auto- und Motorradherstellers am 14. Mai 2025 dürfte sich Reithofer nicht mehr zur Neuwahl aufstellen lassen, wenn es nach einem Drehbuch abliefe, über welches seit einiger Zeit spekuliert wird.

Stattdessen müsste Ex-Konzernfinanzvorstand Nicolas Peter (62) via Einladung zum Aktionärstreffen zu seiner erstmaligen Wahl in das Kontrollgremium kandidieren. Jüngsten Medienberichten zufolge soll der Topmanager Reithofer als Chefaufseher nachfolgen. Das weiß-blaue Dax-Mitglied dementierte diese Meldungen nicht. Peter wäre ganz im Sinne von Reithofer und den beiden Großaktionären Stefan Quandt sowie dessen Schwester Susanne Klatten. Der promovierte Jurist gilt als loyal und kennt das Unternehmen wie seine Westentasche. Er gilt als Vertrauter von Reithofer und Zipse. Peter stieg 2017 in den Vorstand auf. Er übernahm des Verantwortungsbereich des CFO. Insgesamt war er länger als 30 Jahre für den Konzern tätig gewesen, darunter zeitweilig im Vertrieb.

Kodex-Regeln erfüllt

Zudem würde Peter die Empfehlungen guter Unternehmensführung (deutscher Corporate-Governance-Kodex) erfüllen. Im Mai vergangenen Jahres schied er altersbedingt aus dem BMW-Vorstand aus. Wenn er im Frühjahr nächsten Jahres in das Kontrollgremium seines alten Arbeitgebern einträte, würde er im Rahmen einer Kodex-konformen Cooling-off-Periode von einem Jahr liegen. Peter gehört dem Aufsichtsrat des Frankfurter Gabelstapler- und Lagerspezialisten Kion an.

Wählte ihn der insgesamt 20-köpfige BMW-Aufsichtsrat kurz nach Ablauf des Aktionärstreffens zum Vorsitzenden, so würde BMW damit Neuland betreten. Peter wäre der erste Chefaufseher in der Geschichte des traditionsreichen Unternehmens (gegründet 1916), der hausintern aus dem Finanzwesen stammt. Gewöhnlich rekrutiert BMW Spitzenmanager aus den eigenen Reihen. Die Position des Aufsichtsratsvorsitzenden bekleidete in der Regel ein früherer Produktionsvorstand bzw. ehemaliger CEO. Dies ist bei Reithofer, der seit 2015 das Gremium führt, so der Fall. Dies war auch bei seinem Amtsvorgänger Joachim Milberg so gewesen.

Verkörperung der Kontinuität

Zipse, dessen Vertrag als CEO nun bis 2026 läuft, könnte theoretisch alternativ als Aufsichtsratschef frühestens 2028 antreten. Die Entscheidung im September vergangenen Jahres, in die Verlängerung zu gehen trotz der Altersgrenze von 60 Jahren, galt vor allem als Signal sowohl nach innen als auch nach außen, in der Transformation zur Elektromobilität auf Stabilität und Kontinuität in der obersten Führungsetage von BMW zu setzen. Ein Austausch des Vorstandschefs war für die Verwaltung in der derzeit schwierigen, herausfordernden Lage wohl zu riskant.

In diesem Zusammenhang verkörpert Peter ebenfalls Kontinuität bei BMW. Als CFO unter der Regie von Zipse trug er die Strategie eines sukzessiven technologischen Wandels in den Antriebsformen mit. Mit diesem Konzept fährt BMW besser als Volkswagen und Mercedes-Benz. Der Neue an der Spitze des Kontrollgremiums müsste aber auch den kommenden CEO-Wechsel managen. Eine Ära nach Zipse bahnt sich an. Als Kandidaten für die Nachfolge gelten Produktionsvorstand Milan Nedeljkovic (55) und der aus Bayrisch-Schwaben stammende Finanzvorstand Walter Mertl (50). In Bezug auf den Verantwortungsbereich hätte Nedeljkovic gute Chancen, in Bezug auf die Altersstruktur Mertl.