Ex-Nestlé-Chef Schneider soll Aufsichtsrat führen
Der ehemalige Nestlé- und Fresenius-Chef Mark Schneider soll spätestens in zwei Jahren die Nachfolge von Jim Hagemann Snabe als Aufsichtsratschef von Siemens antreten. Der Münchner Technologiekonzern nominierte den 59-jährigen Deutsch-Amerikaner am Mittwoch für den Aufsichtsrat, in den er im Februar zunächst für vier Jahre gewählt werden soll. Amtsinhaber Snabe (59) will sein Mandat bis 2027 verlängern, obwohl er nach bald zwölf Jahren im Aufsichtsrat nicht mehr als unabhängig gilt. „Wenn ich das Glück habe, im Februar 2025 als Vorsitzender wiedergewählt zu werden, plane ich einen Übergang innerhalb der nächsten zwei Jahre“, sagte der frühere SAP-Co-Chef.
„Mit der Nominierung von Mark Schneider haben wir bis zu zwei Jahre Zeit, um einen guten Übergang zu gewährleisten“, sagte Snabe der Nachrichtenagentur Reuters. „Um einen Konzern wie Siemens zu verstehen, braucht es Zeit.“ Er kenne Schneider seit langem und sei wegen eines Aufsichtsratsmandats schon mit ihm in Kontakt gewesen, als dieser noch an der Spitze von Nestlé stand. „Dass er dort ausgeschieden ist, war fast ein Glücksfall für uns. Denn als aktiver Vorstandschef hätte er den Siemens-Aufsichtsrat nicht führen können.“ Es sei wichtig gewesen, einen Nachfolger zu finden, der Erfahrung mit globalen Unternehmen habe und zugleich die deutsche Führungskultur und Mitbestimmung verstehe.
Abschied nach acht Jahren
Schneider war im August nach fast acht Jahren überraschend als Chef des weltgrößten Lebensmittelkonzerns abgelöst worden. Preiserhöhungen hatten das Wachstum gedämpft, weshalb Anleger das Vertrauen in das Unternehmen und in Schneider verloren. Der langjährige Chef des Gesundheitskonzerns Fresenius war 2017 als erster Außenstehender seit fast einem Jahrhundert an die Spitze des Herstellers von „Nespresso“, „Maggi“ und „KitKat“ gerückt. Er baute Nestlé mit Ver- und Zukäufen um und setzte dabei auf wachstumsstärkere Bereiche und gesündere Lebensmittel. Für Schneider weicht im Siemens-Aufsichtsrat Ex-Thyssenkrupp-Chefin Martina Merz. Sie wolle stattdessen ein anderes Aufsichtsratsmandat übernehmen, erklärte Siemens.
Das Mandat von Werner Brandt soll vorzeitig um vier Jahre bis 2029 verlängert werden, damit der Aufsichtsratschef und der Vorsitzende des Prüfungsausschusses nicht gleichzeitig wechseln.
Investoren halten wenig von langen Amtszeiten
Snabe hatte sich erst im Sommer entschieden, noch bis 2027 Aufsichtsratschef zu bleiben. Er gehört dem Gremium seit 2013 an. Viele institutionelle Investoren sehen eine Amtszeit von mehr als zwölf Jahren kritisch. Snabe sagte Reuters, er habe nur positive Reaktionen bekommen. „Wegen meiner Verlängerung habe ich Vorgespräche mit Investoren, aber auch mit Stimmrechtsberatern geführt. Ich habe keinen gefunden, der das problematisch sieht.“
Siemens will die Hauptversammlung am 13. Februar 2025 erneut im virtuellen Format abhalten und sich von den Aktionären auch für die nächsten zwei Jahre die Erlaubnis dazu einräumen lassen. Snabe geht aber auf die Kritiker solcher Online-Aktionärstreffen zu: Bei „normalen“ Hauptversammlungen sei das virtuelle Format effizienter. „Wenn es schwierige Themen zu besprechen gäbe – wie vor einigen Jahren die Abspaltung von Siemens Energy – würden wir zur Präsenz-Hauptversammlung tendieren.“