Quanten-Computing

Ex-Quanten-Chef von VW kehrt mit Terra Quantum in Auto­fabrik zurück

Der Wechsel von Florian Neukart, dem ehemaligen Chef der Quantencomputer-Abteilung von Volkswagen, zum Start-up Terra Quantum hat vor einem halben Jahr nicht nur unter Quantenphysikern für Aufsehen gesorgt. Jetzt ist Neukart in die Autofabrik zurückgekehrt.

Ex-Quanten-Chef von VW kehrt mit Terra Quantum in Auto­fabrik zurück

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– Als Florian Neukart vor etwas mehr als einem halben Jahr als Chief Product Officer (CPO) zum Nachwuchsunternehmen Terra Quantum wechselte, schlug das nicht nur in der Quantenphysiker-Szene hohe Wellen. Denn der 40-Jährige leitete zuvor als Director of Volkswagen Group’s Data Lab and Advanced Technologies Group die Quantencomputer-Abteilung des Automobilkonzerns, wo er unter anderem an quantenbasierter GPS-Navigation ar­beitete. Der Österreicher saß für die Bundesregierung bereits im Be­ratergremium hinter einem milliardenschweren Förderprogramm für Quantencomputer und gehört auch dem Council on Quantum Computing des World Economic Forum an. Er ist außerdem Assistenzprofessor für Quantencomputing an der Universität Leiden. Der Schritt des renommierten Quantencomputer-Experten zu einem Start-up kam da für viele überraschend – erst recht, weil Terra Quantum zum Zeitpunkt der Berufung Neukarts zum Produktchef noch nicht über ein etabliertes Produkt im Markt verfügte.

Um das zu ändern, ist Neukart in gewisser Weise wieder in die Autofabrik zurückgekehrt. Denn zusammen mit den Experten von Volkswagen Data Lab – einer Einheit, die Neukart während seiner Zeit bei VW selbst aus der Taufe hob – hat Terra Quantum jetzt Forschungsergebnisse zu Anwendungsmöglichkeiten von hybridem Quantencomputing im Bereich Optimierung und maschinellem Lernen für die Autoindustrie vorgestellt. „Quantum is now. Die Technologie hat den Sprung aus der Forschung hin zu industrietauglichen Anwendungen geschafft“, ist Neukart überzeugt. Gerade das Potenzial für die Mobilitätsindustrie sei enorm. „Es reicht von Anwendungen der künstlichen Intelligenz, etwa selbstfahrende Fahrzeuge, über die Simulation von Batteriechemie bis hin zu komplexen Optimierungsproblemen wie Verkehr.“

Konkret haben Volkswagen Data Lab und Terra Quantum die Optimierung der Arbeitsablaufplanung am Fließband sowie quantenbasiertes maschinelles Lernen zur verbesserten Bilderkennung im Produktionsprozess als mögliche Anwendungen von hybridem Quantencomputing untersucht. „Mit unserem Ansatz des hybriden Quantencomputings können wir High-Performance-Computing mit den einzigartigen Möglichkeiten der Quantentechnologie kombinieren“, sagt Neukart. „Quantentechnologie ist für die Automobilindustrie unverzichtbar, um langfristig Wettbewerbsvorteile zu sichern“, ergänzt Markus Pflitsch, Gründer und CEO von Terra Quantum.

Eine quantengestützte Datenverarbeitung könne bessere Ergebnisse in kürzester Zeit liefern, sagt der Quantenphysiker, der in den vergangenen Monaten nicht nur hochkarätige Experten wie Neukart, sondern auch renommierte Investoren zu dem Start-up gelotst hat. Im Januar steckten Adressen wie die Schweizer Lakestar insgesamt rund 60 Mill. Dollar in das Deep-Tech-Unternehmen. Die Bewertung in der mittlerweile erweiterten Series A lag in der Größenordnung von 500 Mill. Dollar.

Besser als ein Google-Kopf

„Ein Terra-Quantum-Kopf ist genauso gut wie ein Google-Kopf“, sagte Pflitsch anlässlich der jüngsten Finanzierungsrunde im Gespräch mit der Börsen-Zeitung (vgl. BZ vom 21. Januar). „In vielen Fällen sind wir besser und haben Bahnbrechendes geleistet. Inhaltlich können wir also absolut mithalten.“ Das dürfte auch für Neukart den Ausschlag gegeben haben, sich Terra Quantum anzuschließen.