Foxconn-Manager Jun Seki wird zur Schlüsselfigur für Nissan-Rettung
Jun Seki wird Schlüsselfigur für Nissan-Deal
mf Tokio
Nach dem inoffiziellen Aus für eine Fusion mit Honda sucht der angeschlagene japanische Autobauer Nissan nun ein Tech-Unternehmen als alternativen Partner zur Sicherung seiner Existenz. Dadurch kehrt der taiwanesische Elektronikriese Hon Hai Technology (Foxconn), der seine großen Ambitionen bei Elektroautos bisher nicht verwirklichen konnte, erneut ins Machtspiel um den Autobauer aus Yokohama zurück.
Gespräche über Renault-Anteile
Chairman und CEO Yong Liu soll seinen Chief Strategy Officer für Elektroautos, Jun Seki, angewiesen haben, sich mit Führungskräften von Renault zu treffen und die Übernahme der Aktienanteile an Nissan zu verhandeln. Renault hält direkt oder indirekt insgesamt 36% an Nissan. Auch dorthin gibt es Kontakte: Laut taiwanesischen Medienberichten war Seki Ende Januar bereits zu Gesprächen mit dem Top-Management von Nissan nach Japan gereist, als es die Verhandlungen mit Honda gerade abgebrochen hatte.
Damit avanciert der 63-jährige Japaner zur Schlüsselfigur bei einer möglichen Rettung von Nissan durch Foxconn. Er ist prädestiniert dafür. Nach einer 35-jährigen Karriere im Unternehmen sollte Seki Ende 2019 eigentlich die Führung von Nissan übernehmen. Der Manager arbeitete zuvor für Nissan USA und leitete von 2014 bis 2018 das Gemeinschaftsunternehmen Dongfeng Motor in China. Doch Nissan schob Makoto Uchida auf den Chefsessel. Darauf wechselte Seki an die Spitze der japanischen Elektronikgruppe Nidec. Dort sollte er das Geschäft mit Motoren für Elektroautos ausbauen. Anfang 2023 holte Foxconn Seki dann als Chief Strategy Officer für Elektroautos.
Foxconn fehlt EV-Auftraggeber
Als Nissan-Chef Uchida im November eine Restrukturierung mit dem Abbau von 9.000 Stellen weltweit verkündete, witterte Foxconn die Chance, einen neuen Partner für den Bau von Elektroautos zu gewinnen. Auf der Basis der Erfahrungen mit der Herstellung von Elektronik für Apple, Sony, Cisco und andere wollen die Taiwanesen ein Auftragsfertiger für Elektroautos werden, konnten aber bislang nur kleine US-Start-ups dafür gewinnen.
Also verhandelte Seki in Paris über Renaults Nissan-Anteile. Davon bekam Nissan Wind, forcierte die schon laufenden Kooperationsgespräche mit Honda und drängte auf eine Fusion unter Gleichen, so dass Foxconn sich zurückzog. Aber am Mittwoch beschloss der Verwaltungsrat von Nissan den Abbruch der Verhandlungen, nachdem Honda Nissan zu einer konsolidierten Tochter machen wollte. Daher sollten Nissans Türen für Foxconn nun viel offener sein. Die Taiwanesen könnten zum Beispiel die ungenutzte Fertigungskapazität der Japaner für die eigene EV-Auftragsproduktion nutzen. Bei einem erfolgreichen Einstieg könnte Seki am Ende womöglich doch noch das Steuer seines früheren Arbeitgebers übernehmen.