Stromversorger

Französische EDF bekommt neuen Chef

Der vor der Verstaatlichung stehende französische Energieriese Électricité de France (EDF) bekommt einen neuen Chef. Mit dem Auswahlprozess werde begonnen, teilte das Wirtschaftsministerium in Paris mit. Der bisherige CEO Jean-Bernard Levy sei bereit, früher als geplant seinen Posten abzugeben.

Französische EDF bekommt neuen Chef

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Der vor der Verstaatlichung stehende französische Energieriese Électricité de France (EDF) bekommt einen neuen Chef. Mit dem Auswahlprozess werde begonnen, teilte das Wirtschaftsministerium in Paris mit. Der bisherige CEO Jean-Bernard Lévy sei bereit, früher als geplant seinen Posten abzugeben, erklärte EDF. Der 67 Jahre alte Manager hat einen bis Ende 2023 laufenden Vertrag.

Die Regierung hatte am Mittwoch angekündigt, den Konzern komplett verstaatlichen zu wollen. Bislang hält der französische Staat rund 84% der Anteile. EDF kämpft mit drastischen Kostensteigerungen bei ihren neuen Atomkraftwerken in Frankreich und Großbritannien. Hinzu kommen Mängel an einigen der älteren Reaktoren. Mit der Verstaatlichung bekäme die Regierung mehr Handlungsfreiheit, den hoch verschuldeten Konzern zu restrukturieren.

Diverse Karrierestationen

Der vor dem Abschied bei EDF stehende Lévy hat Ingenieurwesen an der École polytechnique und an der École nationale supérieure des télécommunications studiert, jeweils in Paris. Nach seinem Studium war er von 1979 an zunächst für France Télécom (heute: Orange) tätig gewesen. Ab 1986 arbeitete er im französischen Ministerium für Post und Telekommunikation als technischer Berater. Nach mehreren Karrierestationen im öffentlichen und privaten Sektor wurde er 2002 CEO von Vivendi. Im Juni 2012 verließ Lévy den Konzern nach Streitigkeiten mit Chairman Jean-Rene Fourtou. Hintergrund waren u.a. unterschiedliche Ansichten über die künftige Ausrichtung des Unternehmens. Von Dezember 2012 an leitete er Thales.

Im Oktober 2014 folgte Lévy auf Henri Proglio als CEO von EDF. Die vergangenen knapp acht Jahre waren geprägt von sinkenden Gewinnen und einem starken Rückgang des Börsenwertes des Unternehmens. Als Lévy auf dem Chefsessel von EDF Platz nahm, lag der Aktienkurs bei 23 Euro; gestern pendelte er um die Marke von 9 Euro. Die Marktkapitalisierung von EDF liegt derzeit bei 34,6 Mrd. Euro.

Auch in Deutschland hatte EDF auf dem Energiemarkt mitgemischt: Der Versorger war zeitweise mit rund 45% an Energie Baden-Württemberg (EnBW) mit Sitz in Karlsruhe beteiligt. Ende 2010 verkaufte EDF die Beteiligung für rund 4,7 Mrd. Euro an das Land Baden-Württemberg. Auch EnBW ist an der Börse notiert (Marktkapitalisierung: 25 Mrd. Euro), doch ist der Free Float mit 0,4% noch weit kleiner als bei EDF.

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