Autoindustrie

Früherer VW-Chef Hahn gestorben

Er trieb die Entwicklung von Volkswagen zu einem Weltkonzern maßgeblich voran: Carl Hahn. Am vergangenen Wochenende ist der frühere Vorstandschef im Alter von 96 Jahren gestorben.

Früherer VW-Chef Hahn gestorben

ste

Der frühere Vorstandsvorsitzende von Volkswagen, Prof. Dr. Carl Horst Hahn, ist am vergangenen Sonnabend in Wolfsburg im Alter von 96 Jahren verstorben. Über vier Jahrzehnte hinweg beeinflusste der gebürtige Chemnitzer die Strategie von Volkswagen entscheidend, wie Europas größter Fahrzeugbauer aus Wolfsburg in einer Mitteilung erinnert. Ende 1992 übergab Hahn den Posten des Vorstandschefs freilich ein Jahr vor Ablauf seines Vertrags an den damaligen Audi-Chef Ferdinand Piëch: Der Mann, der den Käfer in den USA groß machte und der die Expansion von VW in den heute weltgrößten Automarkt China einleitete, machte nach mehr als einer Dekade an der Spitze Platz. Der Hersteller hatte den Absatz seit 1982 um 1,3 auf 3,4 Millionen Fahrzeuge gesteigert und den Umsatz auf 85 Mrd. DM mehr als verdoppelt, fuhr aber am Ende operativ auch Verluste ein und wurde als Sanierungsfall beschrieben – was Hahn wegen des Eindrucks ärgerte, die Kosten seien aus dem Ruder gelaufen. Gewechselt in den Aufsichtsrat, blieb sein Verhältnis zum Nachfolger von atmosphärischen Spannungen belastet. Über diese Zeit hinweg blieb jedoch seine große Loyalität zum Unternehmen bestehen.

Hineingeboren am 1. Juli 1926 in einer katholische Industriellenfamilie – der Vater war maßgeblich am Aufstieg von DKW zur weltgrößten Motorradfabrik beteiligt und 1932 Mitbegründer der Auto Union –, kam Hahn nach einem Studium der Wirtschaftswissenschaften in Deutschland, der Schweiz und England sowie nach einer Promotion in Bern Ende 1954 zur damaligen Volkswagenwerk GmbH. Zunächst sein Assistent, entsandte Generaldirektor Heinrich Nordhoff Hahn 1959 zum Aufbau von Volkswagen of America in die USA, wo Hahn in den Folgejahren für eine „Beetlemania“ sorgte. Die US-Erfolge führten den damals 38-Jährigen 1964 in den VW-Vorstand nach Wolfsburg, zuständig für den weltweiten Vertrieb. Nach dem Kauf der Auto Union von Daimler-Benz setzte Hahn eine Zweimarkenstrategie im Konzern durch – aus der DKW Auto Union wurde 1967 Audi.

Nach einem Gastspiel als Vorstandschef des Zulieferers Conti ab 1972 und seiner Rückkehr als VW-Chef zehn Jahre später stellte Hahn schließlich Weichen für den Aufstieg des Konzerns zum Global Player – auch einhergehend mit der Übernahme von Seat und Škoda. „Carl Hahn war ein Visionär“, so der heutige Konzernchef Oliver Blume, und er bleibe „fester Bestandteil der Volkswagen-Familie“.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.