Optikerkonzern

Führungswechsel bei Fielmanns US-Tochter verunsichert

Fielmanns US-Tochtergesellschaft hat einen neuen Chef. Der Managementwechsel sorgt am Aktienmarkt für Verunsicherung.

Führungswechsel bei Fielmanns US-Tochter verunsichert

Russ Steinhorst führt Geschäft von Fielmann in Nordamerika

Von Carsten Steevens, Hamburg

Fielmann hat mit den 2023 vollzogenen Übernahmen von SVS Vision und Eyevious Style sowie mit dem Erwerb von Shopko Optical im vergangenen Jahr erstmals den weltgrößten Augenoptikmarkt USA betreten. Nun geht das Hamburger Familienunternehmen die geplante weitere Expansion mit einem neuen CEO für das Nordamerikageschäft an. Kurz nach dem Jahreswechsel hat Russ Steinhorst, seit Mitte 2024 Finanzchef von Fielmann USA und zuvor CEO von Shopko Optical, den Posten an der Spitze der Tochtergesellschaft von Lukas Rücker übernommen.

Eine Konzernsprecherin bestätigte auf Anfrage einen aktuellen Bericht des Branchendienstes „Vision Monday“. Lukas Rücker, der für den Aufbau des US-Geschäfts nach langjähriger Tätigkeit beim Brillenhersteller Luxottica zu Fielmann gewechselt war, habe sich aus persönlichen Gründen zum Rücktritt entschlossen. Fielmann USA habe die „Post Merger Integration“ erfolgreich beendet, nun beginne für das Unternehmen „die nächste Phase seiner Entwicklung".

Langfristig geplant

Der Wechsel an der Spitze der US-Tochtergesellschaft ist nach Angaben der Sprecherin Teil einer langfristigen Nachfolgeplanung, da man mit Shopko Optical auch „ein starkes Management-Team übernommen“ habe. „Uns war wichtig, dass Lukas Rücker die Integrationsphase nach dem Markteintritt noch persönlich steuert, jetzt geht das Unternehmen in die nächste Evolutionsphase über“. Dafür habe Rücker die Führung an Russ Steinhorst übergeben, einen seiner engsten Manager, der 2009 als Corporate Controller zu Shopko kam und 2019 CEO von Shopko Optical wurde.

Avisiert hatte Fielmann die Ablösung vorher nicht. Ein Analyst von Warburg Research erklärte, der Wechsel im Management komme „ziemlich überraschend“. Rücker sei mit seiner langjährigen Expertise im US-amerikanischen Brillen- und Versicherungsmarkt die Schlüsselperson im M&A- und Integrationsprozess der erworbenen Unternehmen gewesen. Daher sorge der Wechsel für Unsicherheit hinsichtlich der ehrgeizigen kurzfristigen US-Margenziele und einer reibungslosen Abwicklung im Post-Merger-Integrationsprozess.

Skepsis bei Analysten

Das Analysehaus, das bei einem Kursziel von 49 Euro zum Halten der Fielmann-Aktie rät, geht davon aus, dass die Ergebniszahlen des langjährigen Marktführers in Deutschland für 2024 erheblich durch die US-Expansion beeinflusst werden. Das Ziel einer Ebitda-Marge des Konzerns von 24% im laufenden Geschäftsjahr erscheint aus Sicht von Warburg Research als zu ambitioniert. Die Vorgabe impliziere eine Steigerung auf 19% für das US-Geschäft – von 2,6% oder bereinigt 7,3% in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres. „Angesichts der aktuellen Nachrichtenlage ist eine solche kurzfristige Margenverbesserung aus unserer Sicht unerreichbar."

Der Analyst verwies auch auf Marktbedingungen im europäischen Kernmarkt von Fielmann, die hinsichtlich des organischen Wachstumspotenzials schwach blieben. Der Optikerkonzern, dessen Aktie 2024 um knapp 15% auf 41,40 Euro nachgab, will im Februar vorläufige Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr veröffentlichen. Bisherigen Angaben zufolge werden ein Umsatz von rund 2,3 Mrd. Euro sowie eine Ebitda-Marge auf Höhe oder leicht über dem Niveau des Jahres 2023 (20,8%) avisiert.

Langjährige Branchenerfahrung

Die Fielmann-Sprecherin unterstrich, der neue Chef der US-Tochtergesellschaft verfüge über langjährige Branchenerfahrung und habe einen großen Teil des Teams bereits erfolgreich geführt. „Als CEO von Fielmann USA übernimmt Russ Steinhorst nun die erweiterte Verantwortung für alle Gesellschaften der Fielmann-Gruppe in Nordamerika, um neu zu definieren, was Kunden im weltgrößten augenoptischen Markt erwarten dürfen.“ Der Konzern stellt zur Ausweitung seiner Präsenz in den USA auch weitere Zukäufe in Aussicht.

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