GE-Chef übernimmt das Zepter in der Triebwerkssparte
lis
General Electric reagiert auf die Produktionsprobleme im Luftfahrtgeschäft und tauscht einen Teil der Führungsmannschaft aus. Der Vorstandsvorsitzende und CEO der Muttergesellschaft, Larry Culp, wird mit sofortiger Wirkung zusätzlich die Verantwortung für die Triebwerkssparte übernehmen und wird CEO von GE Aviation. John Slattery, der seit 2020 Chef des weltgrößten Triebwerkherstellers war, tritt in die zweite Reihe zurück und wird Chief Commercial Officer des Unternehmens. GE ernannte außerdem Rahul Ghai, bisher Finanzchef des Aufzugsherstellers Otis Worldwide Corp., zum Chief Financial Officer bei GE Aviation – er löst Shane Wright ab.
Die Zulieferindustrie in der Luftfahrtbranche hat derzeit mit gewaltigen Produktionsproblemen zu kämpfen. Das sorgt dafür, dass beispielsweise Airbus fertige Flugzeuge in den Werken hat, die nicht ausgeliefert werden können, weil Triebwerke fehlen. Sowohl GE Aviation als auch Raytheon Technologies Corp. meldeten im ersten Quartal eine gedrosselte Produktion.
General Electric hatte im vergangenen November angekündigt, seine Sparten Gesundheitswesen und Energie bis 2023 bzw. 2024 ausgliedern zu wollen und sich künftig auf das Luftfahrtgeschäft – bisher die profitabelste Sparte der Amerikaner – zu konzentrieren. GE-Chef Culp hatte damals gesagt: „Wir treiben zwei Drittel der kommerziellen Flüge an, was zeigt, wie wichtig dieses Geschäft heute und für die Zukunft der Luftfahrt ist.“ Das Fluggeschäft zieht seit ein paar Monaten wieder an, auch kommende Umweltauflagen dürften den Verkauf von neuen, treibstoffsparenden Flugzeugen antreiben – doch Lieferketten- und Produktionsprobleme sorgen für deutliche Bremsspuren.
Bisher war davon ausgegangen worden, dass Culp die „neue“ GE noch eine Zeit lang führen würde, mittelfristig aber an Slattery übergibt, der seine gesamte Karriere in der Luftfahrtbranche verbracht hat. Allerdings gilt der ehemalige Embraer-Manager vor allem als begnadeter Verkäufer, nun ist aber jemand gefragt, der die Produktion auf Vordermann bringt. Zudem wird angesichts der geopolitischen Spannungen vermutlich das militärische Geschäft an Bedeutung gewinnen, und da es dabei zum Teil um Projekte unter Geheimhaltung geht, muss der Verhandler auf Unternehmensseite ein US-Amerikaner sein, so ist zu hören. Slattery aber ist Ire.
Culp sagte, es sei für ihn „der richtige Zeitpunkt, diese erweiterte Rolle zu übernehmen und noch enger mit dem Team zusammenzuarbeiten, um unsere Kunden zu unterstützen, die beispiellose Nachfragesteigerung zu bewältigen und die Zukunft von GE Aviation als unabhängiges Unternehmen vorzubereiten“.