„Mein Vater war Arzt und hat sich immer gefragt, warum ich in der Finanzbranche gelandet bin. Da müsse es doch etwas Interessanteres geben, etwas mit mehr Sinn.“ Philipp Mueller, CEO des Impact-Investors Blueorchard, reflektiert damit eine Frage, die ihn seit Beginn seiner beruflichen Laufbahn begleitet. Sie ist zu einem Leitmotiv geworden, das sich durch seine Karriere zieht: die Suche nach Wegen, wie Kapital nicht nur wirtschaftliche, sondern auch gesellschaftliche Wirkung entfalten kann.

Mueller studierte Jura an der Universität Zürich und begann seine berufliche Laufbahn zunächst in der Versicherungsbranche bei Swiss Re. Mit einem ausgeprägten Interesse für die Funktionsweise von Märkten wechselte er 2008 zu Partners Group, einem führenden globalen Vermögensverwalter. Dort war er ein Jahrzehnt tätig, unter anderem in der Schweiz und in Großbritannien.

In London begann Mueller, die sozialen Dimensionen von Kapital stärker zu hinterfragen. „In der Zeit habe ich an Sponsorenläufen teilgenommen, bei denen Geld für einen guten Zweck gesammelt wurde, was in London sehr verbreitet ist. Damals begann ich darüber nachzudenken, wie man nicht nur eine einmalige Spende geben kann, die dann aufgebraucht ist, sondern wie man langfristig größere Kapitalströme für einen guten Zweck mobilisieren kann, die auch eine gute Rendite erzielen.“

Ein weiterer Wendepunkt war die Geburt seiner ersten Tochter. Diese Erfahrung ließ ihn stärker über die Zukunft nachdenken: „Damals habe ich mir überlegt, welche Welt wir unseren Kindern überlassen, was für eine Zukunft wir gestalten wollen. In welchem Umfeld werden sie aufwachsen?“

2018 wechselte er zu Blueorchard, das sich auf Impact Investing spezialisiert hat. Die ESG-Boutique hat in mehr als 100 Ländern über 11 Mrd. Dollar investiert. Dort begann er als Head of Investment Solutions und übernahm bald die Position des Chief Executive Officers. Seine Aufgaben umfassen die Leitung des Managementteams sowie die strategische Steuerung der Geschäftsbereiche. Der Fokus auf nachhaltige Investitionen bot Mueller die Gelegenheit, seine Erfahrungen und Überzeugungen zu vereinen. „Impact-Investing heißt, gezielt zu investieren und die Wirkung der Investments messbar zu machen.“ Für Mueller geht es darum, nachhaltige Anlagemöglichkeiten zu schaffen, die sowohl ökologischen als auch sozialen Mehrwert generieren.

Mueller sieht die Nachhaltigkeitsregulierung mit gemischten Gefühlen. Er betont, dass sie einerseits notwendige Leitlinien schafft, andererseits aber den Zugang zu nachhaltigen Investitionen nicht durch übermäßige Komplexität erschweren sollte. „Wenn große Kapitalsummen nicht mehr den Weg Richtung Nachhaltigkeit finden, weil das Thema zu komplex ist, dann haben wir trotz guter regulatorischer Absichten womöglich das Gegenteil bewirkt“, so Mueller. Statt auf Perfektion setzt er auf pragmatische Ansätze.