Konsolidierung unter Italiens Banken

Gianni Franco Papa plant externes Wachstum

Italiens viertgrößte Bank BPER will die Volksbank von Sondrio übernehmen. CEO Gianni Franco Papa steht vielleicht vor der Krönung seiner langen Karriere.

Gianni Franco Papa plant externes Wachstum

Angebot für die Volksbank von Sondrio

CEO Papa setzt auf eine Übernahme

CEO der italienischen BPER will im Übernahmekarussell mitmischen

Gerhard Bläske, Mailand
bl Mailand

Gianni Franco Papa (68) ist ein alter Fahrensmann in Italiens Bankenlandschaft. Doch erst mit 67 wurde er im April 2024 CEO von Italiens viertgrößter Bank BPER und erklamm damit die höchste Karrieresprosse. Die Bank hat zwar in den letzten Jahren fast 500 Filialen der Ubi Banca übernommen, die die Intesa Sanpaolo im Zuge der Akquisition der Bank abgeben musste. Außerdem erwarb BPER die Genueser Sparkasse Carige, wo Papa einst Chairman war, und die Banco Monte di Lucca. Doch im derzeitigen Übernahme-Karussell war die BPER lange Zuschauer. Das hat sich mit dem Übernahmeangebot für die sehr ertragsstarke Volksbank von Sondrio geändert. Er habe quasi handeln müssen, so Papa: Denn offenbar hatte auch die Konkurrenz ein Auge auf das Juwel dicht an der Schweizer Grenze geworfen. Papa unterbreitete eine Offerte über 4,3 Mrd. Euro. Die Bank aus Sondrio hat das „nicht abgestimmte Angebot“ zurückgewiesen und sieht auf „stand-alone-Basis“ bessere Wachstumschancen.

Papa wird damit gerechnet haben. Der gebürtige Mailänder, der an der Katholischen Universität seiner Heimatstadt einen Master of Laws erworben hat, ist kein Abenteurer. Er kann auf eine mehr als 40-jährige Karriere zurückblicken. Fast sein ganzes Berufsleben hat er bei der Unicredit verbracht, für die er in Singapur, New York, Pressburg (Bratislava) und Kiew tätig war. Er war Aufsichtsratsvorsitzender der HVB. Und zuletzt war er bei Unicredit stellvertretender Generaldirektor und Group General Manager.

Im Einklang mit Unipol

Und er hat die Unterstützung seines Großaktionärs Unipol. Die Versicherung hält 19,8% an der BPER und ist bei der Volksbank von Sondrio ähnlich hoch beteiligt. BPER arbeitet mit der Volksbank bereits eng zusammen: Im Asset Management, Leasing und anderen Bereichen. Und mit dem Institut könnte die BPER ihre Position vor allem in der sehr wirtschaftsstarken Lombardei, insbesondere um Sondrio, Como, Mailand und Brescia sowie in der Schweiz ausbauen. Zusammen mit Unipol verfügt die in Modena (Emilia-Romagna) beheimatete Bank auch im Bereich Bankassurance über starke Positionen. Für Unipol-CEO Carlo Cimbri ist das Projekt „strategisch und industriell sinnvoll“. Es stärke die Wettbewerbsposition beider Institute und verbessere deren Wachstumspotenziale.

Die BPER ist schon heute in einigen Teilen Italiens die Nummer drei und würde ihre Position damit festigen – auch ohne die Monte dei Paschi. Unipol-Chef Cimbri hatte vor einiger Zeit wohl ausgelotet, wie die Regierung zu einem Einstieg in Siena stünde. Er stieß angeblich auf Ablehnung. Aber manche Beobachter meinen, BPER bzw. Unipol hätten noch nicht das letzte Wort gesprochen.

„Einzigartige Chance“

Bei der BPER hat Papa, der dort seit 2021 im Verwaltungsrat saß und Präsident der Carige war, die Kosten reduziert und Personal abgebaut. Gleichzeitig werden 650 Mill. Euro in die Digitalisierung investiert. Im Herbst 2024 stellte er zudem einen Strategieplan vor, der eine Ausschüttung von 3,2 Mrd. Euro an die Aktionäre bis 2027 und eine Ausschüttungsquote von 60% vorsieht. Die Übernahme der Volksbank von Sondrio sieht der zweifache Vater als „einzigartige Chance, die Position als führende Bankengruppe des Landes zu festigen“. Um zum Erfolg zu kommen, muss er wohl tiefer in die Tasche greifen und das Angebot aufstocken.

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