Hans-Joachim Ziems saniert in Serie
Der Serien-Sanierer
sar Frankfurt
Pfleiderer, A.T.U und mehrfach Leoni: Hans-Joachim Ziems ist aus der Restrukturierungslandschaft in Deutschland nicht wegzudenken. Dabei startete er eigentlich auf der Unternehmensseite: Der Diplom-Kaufmann, der am Dienstag seinen 70. Geburtstag feiert, war viele Jahre in der Unterhaltungselektronikbranche tätig. Anfang der achtziger Jahre gründete er das Unternehmen Komet, das 1993 in einer Fusion in Promarkt aufging. 1995 verkaufte Ziems seine Beteiligung und gründete eine Unternehmensberatung, aus der die heutige Gesellschaft Ziems & Partner hervorgegangen ist.
Große Namen unter den Mandaten
In seinen fast 30 Jahren als hauptamtlicher Sanierer war Ziems an einigen Verfahren beteiligt, die auch überregional für Schlagzeilen gesorgt haben. Zu seinen Mandaten zählen die Kirch-Media-Gruppe, Pfleiderer, IVG Immobilien, A.T.U, Kathrein und Leoni. Kirch war einer der ersten großen Fälle der noch jungen Insolvenz in Eigenverwaltung. Für Ziems wurden große Eigenverwaltungen in den folgenden Jahren zu einer Art Spezialgebiet.
Pionierarbeit beim StaRUG
Mit dem Autozulieferer Leoni erkundete Ziems dann noch einmal sanierungsrechtliches Neuland. Mit dem Unternehmen verbindet ihn eine längere Historie: 2020 holte Leoni den Sanierer schon einmal für ein Jahr als Chief Restructuring Officer in den Vorstand, um ein Restrukturierungskonzept zu erarbeiten. 2023 gab Ziems dann ein Comeback.
Leoni musste nach einem gescheiterten M&A-Deal ein Refinanzierungskonzept mit den Banken verhandeln. Die Bestellung des sanierungserprobten Ziems galt Beobachtern als deutliches Anzeichen dafür, dass die Lage ernst war. Im Januar begann Ziems bei Leoni als Restrukturierungsvorstand, von April an war er auch Vorstandssprecher.
In den folgenden Monaten wurde Leoni der erste größere börsennotierte Konzern, der sich über eine vorinsolvenzliche Sanierung nach dem „Gesetz über den Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen für Unternehmen“ (StaRUG-Verfahren) neu aufgestellt hat. In der Beraterszene wurde das Verfahren genau beobachtet. Schließlich war das StaRUG bis dato nur wenig genutzt, von Leoni erhoffte die Saniererzunft sich einen Leuchtturmfall. Ein Stück weit hat dies offenbar geklappt: Die Zahl der StaRUG-Nutzer ist zuletzt gestiegen.
Unter den Streubesitz-Aktionären kam die Leoni-Sanierung dagegen nicht gut an, sie erlitten einen Totalverlust. Doch das Unternehmen hat überlebt. Als Ziems zur Jahresmitte 2023 von Bord ging, sagte der damalige Aufsichtsratschef und heutige CEO Klaus Rinnerberger über den Sanierer, es sei „nicht zuletzt seiner langjährigen Expertise zu verdanken, dass Leoni aus dem Krisenmodus auf Normalbetrieb umschalten kann“. Für Restrukturierer Ziems dagegen dürfte der Krisenmodus längst ein Teil des Normalbetriebs sein.