Hapag-Lloyd-Chef bleibt bei US-Zollpolitik cool
Hapag-Lloyd-Chef Habben Jansen bleibt bei US-Zollpolitik cool
Von Carsten Steevens, Hamburg
Dieses Mal hat Hapag-Lloyd Medienvertreter zum traditionellen Neujahrsdinner ins Hamburger Hansa-Varieté-Theater geladen. Vorstandschef Rolf Habben Jansen zeigt sich entspannt. Erst vor wenigen Tagen, am 30. Januar, hat Deutschlands größte Containerreederei über deutlich höhere operative Gewinne im abgelaufenen Geschäftsjahr berichtet als ursprünglich erwartet. Und die Aussichten für den Welthandel und für die Containerschifffahrt bereiten dem 58 Jahre alten Niederländer, der seit inzwischen mehr als einer Dekade an der Hapag-Lloyd-Spitze steht, offenbar keine allzu große Sorge, auch wenn sich die Entwicklung der Frachtraten in diesem Jahr zum aktuellen Zeitpunkt schwer voraussagen lasse.
Die möglichen Auswirkungen der bislang im Raum stehenden Zusatzzölle auf US-Importe für die internationalen Warenflüsse und für die Containerschifffahrt stuft Habben Jansen als gering ein. Bei den Zollankündigungen von Donald Trump seien bis jetzt – drei Monate nach der Wahl des neuen US-Präsidenten – „nicht viel Überraschungen dabei", sagt er und verweist auf Ereignisse mit weitreichenden Folgen wie die Corona-Pandemie und die angespannte Sicherheitslage im Roten Meer.
Erfahrungen mit Trump
Der Chef der weltweit fünftgrößten Containerreederei erinnert zugleich an die bis Anfang 2021 andauernde erste Amtszeit von Trump, in der sich der Welthandel trotz verhängter Zölle gut entwickelt habe. Auch Trump wolle, dass die Wirtschaft in den USA weiter wachse. Dafür brauche es mehr Güter. Es würden aber nicht plötzlich alle Turnschuhe, Kleidung und Handys in den USA produziert. „Das ist praktisch völlig unmöglich.“
Man müsse abwarten, erklärt Habben Jansen, aber im Moment sei es „zu früh, auf den Panikknopf zu drücken“. Das werde er auch nicht tun. Hapag-Lloyd sei „glücklicherweise“ in der Lage, auf sich ändernde Handelsströme zu reagieren. Schiffe könne man anstatt in China auch andernorts in Südostasien, in Indien oder wo auch immer laden. „Das gibt uns eine gewisse Agilität und Flexibilität.“
Neue Kooperation
Auf das neue Geschäftsjahr blicke man mit einigem Vertrauen, sagt der Hapag-Lloyd-Chef weiter. Er verweist neben der Ansicht, dass der Markt für die Linienreedereien auch 2025 wachsen werde, auf die Erwartung einer gelingenden Umstellung auf die neue „Gemini“-Kooperation von Hapag-Lloyd mit dem Branchenzweiten Mærsk aus Dänemark. In der vor gut einem Jahr angekündigten und am 1. Februar in Kraft getretenen Allianz führen die beiden Reedereien insgesamt rund 340 Schiffe im Ost-West-Verkehr zusammen, unter anderem verbunden mit dem Ziel einer deutlich verbesserten Zuverlässigkeit bei der Einhaltung von Fahrplänen.
Bis Juni sollen alle Schiffe nach dem neuen Fahrplan fahren. Noch in diesem Jahr wollen die Kooperationspartner erreichen, dass 90% der Schiffe ihr Ziel pünktlich erreichen. Bislang liegen die Quoten wie in der Branche insgesamt deutlich niedriger. Mit der ambitionierten Zielsetzung zeige man Kunden, „dass es uns ernst ist“, betont Habben Jansen. Mit der angestrebten Fahrplanzuverlässigkeit wollen Hapag-Lloyd und Mærsk für einen neuen Qualitätsstandard in der Branche sorgen – ein Mehrwert für Kunden, der sich für die Reedereien auszahlen soll.
Abheben durch Qualität
Habben Jansen verweist in Verbindung mit der inzwischen bis 2030 ausgerichteten Konzernstrategie auf den Anspruch der Hamburger Reederei, sich über eine bessere Qualität der Dienstleistung und im operativen Bereich zu differenzieren. Zur Unterstützung des Kerngeschäfts der Containertransporte und zur Absicherung des Netzwerks strebt Hapag-Lloyd bis 2030 auch Beteiligungen an weiteren Hafenterminals an: Das weltweite Portfolio soll um zehn auf rund 30 Terminals wachsen.
Der Hapag-Lloyd-Chef, dessen bis Ende März 2027 laufenden Vertrag der Aufsichtsrat 2024 um zwei Jahre verlängerte, fügt hinzu, dass im Zuge der neuen Kooperation mit Mærsk und des neuen Hub & Spoke-Netzwerks etwas weniger Ladung als bislang in den Hamburger Hafen gebracht, das Gesamtvolumen für die deutschen Seehäfen aber steigen werde. Mehr Ladung soll in den Tiefwasserhafen von Wilhelmshaven gehen.
Dass 2025 weitere neue Schiffe bestellt werden könnten, schließt Habben Jansen nicht aus. Im vergangenen Jahr hatte Hapag-Lloyd zwei Aufträge für den Bau von 24 neuen Frachtern an zwei chinesische Werften vergeben.