Heydemanns Herausforderungen bei Orange
Von Gesche Wüpper, Paris
Sie sei effizient, neugierig, verstehe und lerne schnell, loben ehemalige Kollegen und Kunden. Auch Gewerkschaftsvertreter äußern sich anerkennend. Sie habe nie ein Gespräch verweigert, sagen sie. All diese Eigenschaften kann Christel Heydemann in ihrer neuen Rolle gut gebrauchen. Denn die 47-Jährige hat jetzt trotz einer beim Skilaufen verletzten Schulter bei Orange das Ruder von Stéphan Richard übernommen.
Bei dem Telekomriesen muss die frühere bei Schneider Electric als Executive Vice President für Europa zuständige Managerin zunächst die Belegschaft motivieren. Denn die ist seit der Verurteilung Richards im Zusammenhang mit der sogenannten Tapie-Affäre – einem umstrittenen Schiedsspruch zum Weiterverkauf von Adidas – zu einer Bewährungsstrafe höchst verunsichert. Richard stand zwölf Jahre lang an der Spitze von Orange. Als sein großer Verdienst gilt, für sozialen Frieden gesorgt zu haben, nachdem der Konzern zuvor von einer durch brutale Managementmethoden ausgelösten Selbstmordwelle erschüttert worden war.
Nachdem der Telekomriese bereits einige Top-Manager wie der Leiter der Sparte Orange Business Services, Helmut Reisinger, verloren hat, sind dem Vernehmen nach weitere Führungskräfte auf dem Absprung. Zumal Orange nun einen großen Plan vorbereiten soll, um die interne Organisation zu modernisieren. Bei diesen Herausforderungen dürften der Absolventin der renommierten Ingenieurshochschule Ecole Polytéchnique die Erfahrungen zugutekommen, die sie als Personalchefin von Alcatel Lucent gesammelt hat.
Bei dem ehemaligen Telekomausrüster musste sie Restrukturierungen umsetzen und tausende Stellen streichen. Zudem kennt Heydemann, die mit dem Leiter der Joint European Disruptive Initiative, André Loesekrug-Pietri, verheiratet ist, Orange gut, da sie seit fünf Jahren in deren Verwaltungsrat sitzt.
Zu den technischen Herausforderungen, die die neue Orange-Chefin erwarten, gehört der Ausbau des Glasfaser- und des 5G-Netzes in Frankreich. Dies ist mit einigen Schwierigkeiten verbunden, da Orange die alten Kupferleitungen aufgeben muss, in einigen Gegenden jedoch der Ausbau des Glasfasernetzes nicht weit genug fortgeschritten ist. Dazu kommt eine juristische Auseinandersetzung mit Scopelec, einem Subunternehmer für den Ausbau des Glasfasernetzes, von dem sich Orange getrennt hat. Last but not least muss Heydemann auch Orange Bank klarer positionieren und den Bereich Cybersicherheit ausbauen.