Firmenkundengeschäft

ING-Vorstand erhöht Tempo bei ESG

Eddy Henning will Finanzprodukte für Unternehmen mit einem ESG-Faktor versehen. Damit verfolgt der ING-Vorstand die Absicht, nachhaltigkeitsbewusste Kunden zu gewinnen.

ING-Vorstand erhöht Tempo bei ESG

wbr

Kaum ein halbes Jahr im Amt bei der ING Deutschland, sorgt Eddy Henning für ungewöhnliche Schlagzeilen. Die Bank wolle „Kunden zu mehr Nachhaltigkeit erziehen“, schreibt das Finanzportal „Das In­vestment“ mit Verweis auf Ankündigungen des Vorstandsmitglieds. Das klingt nach Nachhilfestunden, doch Henning ist nicht für die Retailkunden zuständig, sondern verantwortet als Vorstand der Bank das Firmenkundengeschäft. Weniger geht es ihm und seinem Team dabei also um die Erziehung, sondern die ING will durch die Koppelung von Preisen ihrer Finanzmarktprodukte an die ESG-Performance mehr nachhaltige Unternehmen als Kunden gewinnen. Das Projekt startet mit dem Devisengeschäft, weitere Anlageklassen sollen folgen.

Henning, geboren 1972, ist seit Anfang des Jahres Mitglied im Vorstand der ING Deutschland und als Nachfolger Joachim von Schorlemers Leiter des Wholesale Banking. Bereits Anfang August 2020 hatte der Banker das Geschäft als Generalbevollmächtigter übernommen. Das Firmenkundengeschäft hat für die Bank in den vergangenen Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen.

Als Vertreter seiner Sparte präsentiert Henning die ING jetzt als weltweit erste Bank, die eine voll automatisierte Preisgestaltung der Finanzmarktprodukte entwickelte, bei der ESG-Kriterien einfließen. „Wir sind davon überzeugt, dass wir mit diesem Vorstoß einen Anreiz im Markt schaffen und mehr Geschäft mit nachhaltig aufgestellten Unternehmen erzielen. Das ist elementarer Bestandteil unserer strategischen Ausrichtung“, sagte Henning bei der Vorstellung des Projekts. Ziel des Projektes sei es, dass Unternehmen ESG-Kriterien zunehmend in ihrer Finanzierungsstrategie berücksichtigen und damit nachhaltige Banken als Partner bevorzugen.

Zur ING kam der Bankfachwirt 2018 in Singapur. Dort verantwortete er schon nach drei Monaten unter anderem die Betreuung von Firmenkunden sowie das strukturierte Finanzgeschäft im asiatischen Raum.

Gelernter Deutschbanker

Bis zu dem Wechsel zur ING war er 28 Jahre lang bei der Deutschen Bank unter Vertrag und leitete zuletzt das Geschäft mit internationalen Unternehmen im asiatisch-pazifischen Raum – ebenfalls mit Sitz in Singapur. Der Familienvater hat das Bankgeschäft von der Pike auf gelernt. Von 1989 bis 1992 machte er eine Ausbildung bei der Deutschen Bank in Essen, von 1993 bis 1995 studierte er an der Bankakademie (heute: Frankfurt School of Finance Management). Anschließend arbeitete er in Jena und Magdeburg, später in China und eben Singapur. ESG-Themen streifte der Banker in seiner Karriere wohl eher am Rande, um nun in seiner Vorstandsrolle Akzente in Sachen Nachhaltigkeit zu setzen.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.